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Stadtmuseum Ibbenbüren


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< < < Zurück zum Menü < Aufsätze zur Geschichte Ibbenbürens - (Geschichten und Berichte aus Ibbenbüren)

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Das Preußendenkmal 1902 - 2019
 
 
Baudenkmal - Inventar Nr. A 32
 

Das Preußendenkmal

Standorte des Preußendenkmals

Oberer Markt 1902 bis 1924 - Münsterstraße 1924 bis 1984 - Neumarkt 1984 bis 2019 - Heldermannpark 2019


Preußendenkmal - Der Gedenkstein aus rotem Wesersandstein aus Bad Karlshafen wurde zu Ostern 1902 auf dem Oberen Markt aufgestellt. Inschrift: "Errichtet von dem Amte Ibbenbüren zur Erinnerung an die Feier der 200-jährigen Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zum Königreich Preußen." Das Denkmal wurde von dem Bildhauer August Schmiemann aus Münster erstellt. 1924 wurde der Gedenkstein an die Münsterstraße (vor der Werthmühle) umgesetzt und 1984 auf dem fertiggestellten Neumarkt aufgestellt. 2019 wurde das Denkmal erneut umgesetzt. Das Preußendenkmal wurde am 29.03.2019 im Heldermannpark aufgestellt. Bedeutendes Beispiel für Gedenkstätten historischer Stilgestaltung und für die Ibbenbürener Stadtgeschichte.

Untere Denkmalbehörde Ibbenbüren, Rathaus, Alte Münsterstraße 16 - www.ibbenbueren.de  

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Arrow Der Obere Markt im Jahre 1902
Der Obere Markt ist vor Jahrhunderten entstanden und wurde später Zentrum des damaligen Oberdorfes, der späteren Neustadt Ibbenbürens. Er war geräumiger als der Untere Markt, und die umliegenden Bürgerhäuser wetteiferten in ihren Fassaden mit dem Baustil der Neuzeit, der sich von der altüberlieferten Fachwerkbauweise löste und vor allem den heimischen Sandstein als Baumaterial benutzte. Wenn der Obere Markt auch seine Grundform nicht veränderte, so wechselte sein Aussehen mehrfach. Fräulein Guste Drees, die ihn täglich vor Augen hat, erlebte mehrmalige, teils wesentliche Veränderungen: die fünfte 1977, als der Platz zum unstreitig schönsten Teil der Fußgängerzone umgestaltet wurde.

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spacer Das Preußendenkmal auf dem Oberen Markt - 1902 bis 1924 spacer

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Obere Markt
Obere Markt
Obere Markt
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AK - Oberer Markt um 1915.Link Haus
Hoffschulte, Drees, Gaststätte Hoffmann
AK - Oberer Markt um 1905 mit Preußendenkmal
AK - Oberer Markt um 1915. In der Bildmitte Haus Bergschneider und Hotel Adler
 

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ArrowBroschüre - Ibbenbürener Steinkohlen-Bergbau :

mit Anhang: Fest-Berichte über die Grundsteinlegung des Gedenksteins und die Jubelfeier der 200jähr. Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zum Königreich Preußen in Verbindung mit der 300-Jahres-Bergbau-Jubelfeier Erschienen - Ibbenbüren Verlag Scholten, 1902
(Sonder-Abdruck aus dem Tecklenburger Kreisblatt.) Druck und Verlag von Bernhard Scholten - 1902 - 40 Seiten
Digitale Sammlungen WWU Münster - Die Bücher > > >

Obere Markt
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AK - Oberer Markt um 1915 - Haus Bernhardt, Kröner, Elfers, Hoffschulte
 

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Arrow Im Jahre 1902, dem Jahr der Errichtung des Denkmals, war der Obere Markt neben den ihn umstehenden Geschäfts- und Wohnhäusern ein Zentrum der Gastlichkeit. Theodor Bergschneider hatte damals in seinem Haus (jetzt Apotheke Meyer) zum Markt hin eine Schenke. Wer von den Gästen es vornehmer haben wollte, fand im hinteren Teil des Hauses einen großen Raum mit weißgedeckten Tischen. Im jetzigen Haus Elfers war es umgekehrt: vorne ein Cafe, hinten der
Gösmannsche "Bärenstall", eine durch das große Dielentor des ehemaligen Bauernhauses zu betretende Schenke. Wenige Schritte davon lag die Gaststätte der Witwe Kröner (jetzt Buchhandlung Althaus) im - wie es damals hieß - ältesten Haus Ibbenbürens. Ernst Hoffmann, an der Südseite des Oberen Marktes, empfahl seine Gasträume und einen vielverwendbaren Saal (jetzt Schauburg). Am Anfang der Bahnhofstraße lag die Gaststätte Brinkmann, später Averbeck (jetzt Haus Wysada). Zwei Häuser boten dem fremden Gast gute Unterkunft: der Gasthof "Zum Adler" (an der Stelle steht jetzt der Neubau Silling) und der Gasthof "Deutscher Kaiser", seit Januar 1902 Hotel Nolte.

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Enthüllung des Denkmals am 22. Mai 1902
Enthüllung des Preußendenkmals am 22. Mai 1902 auf dem Oberen Marktplatz
. Ein Fotograf hielt das Ereignis im Bild fest. Genau an der Stelle des früheren Pumpbrunnen auf dem Oberen
Markt wurde am 22. Mai das "Preußen-Denkmal" enthüllt. Der Platz war dazu festlich geschmückt., Die
Ehrengäste standen auf einem Podest. Der Mai war in jenem Jahr kalt und naß, auch an diesem Tag
Hier stand das Denkmal von 1902 bis 1924

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Arrow Der Festplatz war der obere Marktplatz. Als die Teilnehmer des Festzuges, schön geordnet, das zu enthüllende Denkmal umgaben, da bot der weite Platz ein erhebendes großstädtisches Bild. Die Enthüllung des Gedenksteines erfolgte während der Rede des Herrn Amtmanns von Eichstedt, die eigentliche Festrede hielt Herr Amtsbeigeordneter H. Jörgens über die Geschichte des Ländchens Lingen. Das Denkmal ist von dem münsterischen Bildhauer Schmiemann aus Eifeler Sandstein geschaffen. Auf der Vorderseite sieht man die Wappen von Ibbenbüren - goldener Anker auf blauem Grund- und den preußischen Adler mit den Jahreszahlen 1702 und 1902, darüber von einem Kranze umgeben, die Medaillons des ersten Königs von Preußen und Kaiser Wilhelms II. Eine Krone bildet den Abschluß des Denkmals.

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Fest-Mahl < < < < --------- > > > > Speisen-Folge
 

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Möge es, schlicht und einfach, aber wetterfest, den kommenden Geschlechtern Kunde bringen von der Liebe und Freue der Ibbenbürener zu Kaiser und Reich!"45 Sieht man das Ganze, so war der Obere Markt mehr als ein Zentrum der Gastlichkeit und des guten Einkaufes: Mit dem geschlossenen Kranz von Bürgerhäusern war er auch schon damals Ibbenbürens "Gute Stube".

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ArrowDas Preußen-Denkmal auf dem Oberen Markt

Kein Fest im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts wurde in Ibbenbüren in so großem Rahmen begangen wie die mit einer Denkmalsenthüllung verbundene Gedenkfeier der 200jährigen Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zum Königreich Preußen. Verbunden damit war die 300-Jahr-Feier des Ibbenbürener Bergbaues. Man wich terminlich aus - das Fest wäre auf den Karfreitag gefallen - und feierte am 21. und 22. Mai 1902.
Die Vorbereitungen hatte ein eigens gebildeter Festausschuß unter Vorsitz des Amtmanns von Eichstedt übernommen. Folgender Veranstaltungsverlauf war vorgesehen: Am Vorabend Böllern, Festgeläut und Zapfenstreich, Antreten zum Zapfenstreich abends 81/2 Uhr auf der Münster-Chaussee gegenüber dem Amtsgericht. Vormittags gegen 6 Uhr Weckruf, 8 Uhr Festgottesdienste, danach Empfang der Ehrengäste an den Bahnhöfen durch die Empfangskommission, Versammlung der Ehrengäste im Sitzungssaal des Rathauses, Frühkonzert vor dem Amtshause und dem Oberen Marktplatz. 1

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  Programm der Festveranstaltungen zur Feier der 200jährigen Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zum Königreich Preußen
Programm 22. Mai 1902
 

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Arrow 01/2 Uhr Abholung der Vereine und Gewerkschaften aus den Vereinslokalen und Aufstellung derselben in der Allee beim Amtsgericht. 111/2 Uhr Festzug durch die Hauptstraßen der Stadt zum Oberen Marktplatz. 12 Uhr daselbst Begrüßung der Festteilnehmer und Enthüllung des Gedenksteines. Festrede, Abmarsch zum Festplatz und Auflösung des Festzuges. 11/2 Uhr Festessen im Saalbau der Witwe Werthmöller. 3 Uhr Beginn des Konzertes auf der Werthmühle, welches während des Kommerses fortgesetzt wird. Volksbelustigung. Zum Schlusse bengalische Beleuchtung in den Gartenanlagen. Schlußkommers im Saale der Witwe Werthmöller. Die Musik wird ausgeführt von dem Musikkorps des Inf. Regts. Nr. 15 aus Minden unter persönlicher Leitung des Königlichen Musikdirigenten Herrn Wiechmann.
Dieses offizielle Programm wurde noch ergänzt durch Blasen von Chorälen vom Turm der evangelischen Kirche, Festgottesdienste in beiden Kirchen und Konzerte der Militärkapelle auf dem Unteren und Oberen Markt. Unter Teilnahme einer großen Zahl von Ehrengästen und vor allem der Ibbenbürener Bevölkerung verlief bei schönstem Maiwetter alles nach Wunsch und vielen zur Freude. Die reichgeschmückte Stadt feierte eines der größten Feste seiner Geschichte.

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Arrow Der in der Mittagsstunde des Festtages enthüllte Gedenkstein wurde damals so beschrieben:

"Der Gedenkstein, welcher anläßlich der nach Ostern hierselbst stattfindenden patriotischen Festlichkeiten zur Feier der 200jährigen Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zum Königreich Preußen gesetzt werden wird, erhält eine ganz respektable Gestalt. Seine Höhe von 3 m ist für ein solches Monument eine recht ansehnliche und dementsprechend werden auch die übrigen Dimensionen sein. Der Eindruck, welchen das Denkmal nach seiner Fertigstellung machen dürfte, wird ein einfacher aber würdiger sein. Die Form des Steines wird vierkantig, unten breit und allmählich nach der Spitze etwas schmäler zulaufend. Auf letzterer prangt die deutsche Kaiserkrone. In einem runden Reliefrahmen heben sich an der einen Seite die Bildnisse des ersten preußischen Königs und unseres gegenwärtigen Kaisers ab. Unter demselben wird das preußische Wappen und das der Stadt Ibbenbüren untereinander angebracht. Die Rückseite erhält eine bezügliche Inschrift. Das Material, aus welchem das Denkmal hergestellt wird, ist der wetterfeste Eifeler Sandstein. Mit der Ausführung ist der Bildhauer August Schmiemann in Münster betraut."

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In der Versammlung der Ehrengäste und des Festkommitees wurde beschlossen, folgendes Telegramm an den Deutschen Kaiser zu schicken:

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"Eure Kaiserliche und Königliche Majestät wollen allergnädigst geruhen, anläßlich der heute in Ibbenbüren stattfindenden Feier der 200jährigen Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zum Königreich Preußen die Versicherung aufrichtiger Liebe und unwandelbarer Ehrfurcht entgegenzunehmen. Fest und unerschütterlich wie unsere Berge, so ist auch unser Danken immerdar treu wie auch unser Vertrauen zu Eurer Majestät herrlichen Führung."
Der Vorsitzende des Festausschusses
von Eichstedt
Amtmann
Das Preußendenkmal auf dem Oberen Markt > > >

Das Preußendenkmal auf dem Oberen Markt
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Arrow Das "Tecklenburger Kreisblatt" brachte über das Fest folgenden Abschlußbericht:

"Das war ein Jubel und ein Trubel in unserem sonst so ruhigen Städtchen. Überall, wohin man hörte, Musik. Kein Wunder, galt es doch, ein Fest zu begehen, wie es uns wohl niemals wieder beschieden sein wird. Nun ist es vorüber, das in jeder Beziehung arrangierte und schöne Fest, an dessen Gelingen so lange gearbeitet wurde. Ja, schön war es: ein echt patriotisches Fest. In erster Linie gebührt es, für den schönen und guten Verlauf dem Festkomitee unter Führung des Herrn Amtmanns von Eichstedt Dank zu sagen. Nicht minder aber auch ist die Bürgerschaft zu loben, weil sie alles aufgeboten hatte, um den Gästen einen freundlichen Empfang zu bereiten; denn die Ausschmückung der Stadt war eine großartige.

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Das mit soviel Festlichkeit enthüllte Denkmal bekam nicht den ungeteilten Beifall aller Ibbenbürener. Man fand es zumindest eigenartig, wenn nicht schärfere Ausdrücke fielen, daß für das Denkmal nicht der zu bildnerischen Arbeiten sehr geeignete Ibbenbürener Sandstein genommen wurde.

Was Wetterfestigkeit angeht, kann er es mit dem Eifeler Sandstein doch wohl aufnehmen. Spötter nannten das Denkmal "Dauerbrenner", weil es in seiner Form sehr an ein Erzeugnis einer bekannten Ofenfirma erinnerte.

Der Festzug aus Anlaß der Denkmal-Enthüllong.
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Der Festzug aus Anlaß der Denkmal-Enthüllong.
 

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Als Kaisers Zeiten vorbei waren, wurden immer mehr Stimmen laut, die verlangten, den Gedenkstein vom Oberen Markt wegzunehmen, da er der Entwicklung des Verkehrs im Wege stünde. Das war sicher ein triftiger Grund. Schließlich - Ende der zwanziger Jahre - wurde es vom Oberen Markt an einen Platz an der Münsterstraße, nahe der jahrhundertealten Werthmühle, versetzt.
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Im Zuge der Straßenverbreiterung wurde das Rasenbeet, auf dem das Denkmal stand, immer kleiner, bis es ganz verschwand. Das eiserne Schutzgitter wanderte vermutlich im letzten Kriege in eine Schrottsammlung. Beim Kampf um Ibbenbüren, in den ersten Tagen des April 1945, blieb der Gedenkstein nicht unverschont. Eine ganze Reihe von Geschoßeinschlägen an der Südseite zeugt davon. Preußen selbst ging 1945 unter, das Preußen-Denkmal in Ibbenbüren überstand das Kriegsende. Völlig unbeachtet dämmert es seitdem einer besseren Zeit entgegen.

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spacer Das Preußendenkmal auf dem Oberen Markt von 1902 bis 1924 spacer

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Preußendenkmal auf dem Oberen Markt
Preußendenkmal auf dem Oberen Markt
Preußendenkmal auf dem Oberen Markt
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Das Preußendenkmal auf dem
Oberen Markt
Bürgerschützenfest im Jahre
1906. auf dem Oberen Markt
Das Preußendenkmal auf dem
Oberen Markt um 1910
 

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Arrow Zwischen den Häusern Drees und Hoffmann - an der Südseite des Oberen Marktes - befand sich ein Lager für Mühlenprodukte; es ist der Bau, dem die Firma Crespel & Deiters den Erker und den schönen Renaissancegiebel hinzugefügt hatte (jetzt Eigentum Lehrter). Vor dem Hause befand sich eine Fuhrwerkswaage.
Auf dem kopfsteingepflasterten Platz hatte "zur Genugtuung vieler" der Stadtbrunnen weichen müssen für das am 22. Mai 1902 errichtete Denkmal zur Erinnerung an die 200jähnge Zugehörigkeit Ibbenbürens zum Königreich Preußen. Wenn es auch nicht den Gefallen aller fand, so hatte der Obere Markt doch einen neuen Akzent. Ganz besonders wohltuend war der Anblick einer im Sommer kühlen Schatten spendenden prächtigen Linde vor dem Hause Hoffschulte.
Sieht man das Ganze, so war der Obere Markt mehr als ein Zentrum der Gastlichkeit und des guten Einkaufes: Mit dem geschlossenen Kranz von Bürgerhäusern war er auch schon damals Ibbenbürens "Gute Stube".

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Quelle: Alt-Ibbenbüren - Von Friedrich E. Hunsche, Bernhard Holwitt - Herausgeber IVZ - Dezember 1980
850 Jahre Ibbenbüren - Historischer Verein Ibbenbüren 1996 - IVZ Heimat-Zeitung 31 Mai 1984
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Preußendenkmal an der Werthmühle 1924 - 1984
 
Das Preußendenkmal an der Münsterstraße (Werthmühle) 1924 - 1984
Denkmalschutz Inventar-Nr. A 32 - Preußendenkmal - Adresse: - Münsterstraße (An der Werthmühle)

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Arrow Nur 22 Jahre stand das mit so großem Pomp enthüllte Denkmal auf dem Oberen Markt. 1924 wurdw es an die Münsterstraße, vor der Werthmühle, versetzt. Dort bekam es im Krieg einige Kratzer von Granatsplittern ab. Im Herbst 1983 erinnerte man sich des Denkmals wieder, um dem neuen und noch recht steril wirkenden Neumarkt etwas Patina zu geben und einen optischen Mittelpunkt.

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spacer Das Preußendenkmal an der Werthmühle 1924 bis 1984 spacer

 
Preußendenkmal an der Münsterstraße
Preußendenkmal an der Münsterstraße
Preußendenkmal an der Münsterstraße
 
 
Preußendenkmal an der
Münsterstraße (Werthmühle)
Preußendenkmal an der Münsterstraße (Werthmühle)
Preußendenkmal an der
Münsterstraße (Werthmühle)
 

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Quelle: Alt-Ibbenbüren - Von Friedrich E. Hunsche Bernhard Holwitt - Herausgeber IVZ r - Dezember 1980
850 Jahre Ibbenbüren -Historischer Verein Ibbenbüren 1996 - IVZ Heimat-Zeitung 31 Mai 1984
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Preußendenkmal auf dem Neumarkt - 1984 - 2019
 
Preußendenkmal auf dem Neumarkt - 1. Juni 1984 - 2019
Denkmalschutz Inventar-Nr. A 32
Preußendenkmal - Adresse: Neumarkt - Gemarkung - Flur - Flurstück - Ibbenbüren - 129 - 366
Inventar-Nr. A 32 - eingetragen am 30.12.1985 - Datierung 1902 - Schutzumfang komplett
Bauwerksklassen - Profanes Denkmal

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Arrow Denk mal - ein Denkmal - Aus der IVZ Heimat-Zeitung
Die Geschichte des Preußen-Denkmals in Ibbenbüren, seine Enthüllung und allerlei drumherum

Am i. Juni 1984 wird in Ibbenbüren der als Aufgabe der Stadtsanierung völlig nwugestaltete Neumarkt seiner Bestimmung übergeben. In der Mitte des neuen Platzes steht ein Denkmal, das fast genau vor 82 Jahren,nähmlich am 22. Mai 1902, mit einem großen Fest, mit Glanz und Gloria, enthüllt wurde. Es ertinnert an die 200jährige Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zum Königreich Preußen.
Zur vormaligen Obergrafschaft Lingen gehörten Recke (mit der Bauerschaft Halverde); Mettingen, Ibbenbüren und Brochteerbeck. Der Name entstand Anfang des16. Jahrhunderts, als diese vier Orte von der Grafschaft Tecklenburg abgetrennt und mit der Grafschaft Lingen verbunden wurden.
Das Denkmal wurde auf dem Oberen Markt errichtet, an der Stelle, an der vorher ein Pumpbrunnen gestanden hatte. Aber trotz des großenFests zur Enthüllung - das Denkmal wurde von den Ibbenbürener nie geliebt und viel
beschimpft. Die einen mochten sich nicht damit abfinden, daß es aus Eifeler Sandstein und nicht aus heimischen war. Auch die stolze Zollernkronr auf der Spitze des Gedenksteins, sank bald "in den Staub der Straße,"
Quelle: IVZ Heimat-Zeitung - 31.05.1984

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spacer Das Preußendenkmal auf dem Neumarkt - Von 1984 bis 2019 spacer

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Preußendenkmal auf dem Neumarkt
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  Blick über den Neumarkt zur Großen Straße - Juli 2009 - Foto M. Franke  

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Arrow Als das Denkmal 1924,"in Ausführung des Beschlusses der Stadtverwaltung" vom Oberen Markt an die Werthmühle versetzt wurde, schrieb August Plake in der IVZ einen nachdenklichen "Nachruf" , Darin heißt es: "Zum Dauerbrenner machte dich des Volkes Mund, Und jetz wo tm wo mancher, der in Treue diente, dem Abbau fällt zum Raube, da wirst auch du nun abgebsut, ... Du bist im Wege! Die neue Zeit, die nun hebtihre Schwingen, will daß den Platz du räumest dem Verkehr" Quelle: IVZ Heimat-Zeitung - 31.05.1984

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Bildunterschrift - IVZ Heimat-Zeitung: 31.05.1984

Im November 1983 wurde das Preußen-Denkmal von der Werthmühle zum Neumarkt gebracht und dort wieder auf den Sockel gestellt. Mit seiner Bedeutung können aber nur wenige Menschen etwas anfangen. Die Begeisterung für Preußen, die 1902so hohe Wellen Wellen schlug - zumindest bei den Festrednerm und Offiziellen - sagt uns heute kaum noch etwas. Und auch das Verhältnis zu Denkmälern ist gespalten.

Aufbau auf dem Neumarkt
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  Foto: IVZ 1984 > > >
Aufbau auf dem Neumarkt - November 1983
 

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Preußendenkmal auf dem Neumarkt


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An der Münsterstraße überstand das Denkmal - vergessen und im Schatten alter Kastanien - das Dritte Reich und dem Krieg, der ein paar Kratzer von Granatsplittern im sonst recht beständigen Steinhinterließ. Im November 1983 wurde das Denkmal auf dem Neumarkt neu "ins Licht der Öffentlichkeit" gerücktI Die neue "Enthüllung" findet nun im,Rahmen eines Stadtfestes statt - allerdings in weit bescheidenem Rahmen und von weniger großen Worten begleitet als vor 82 Jahren.

 
 
Winterlicher Neumarkt mit Denkmal - Feb. 2010
Foto .J. Bucken  

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Arrow Eine verlötete Blechkassette allerdings spll auch jetzt wieder iin den Stein eingemauert werden. Sie enthält, wie schon 1902, Münzen und Tageszeitung sowieProspekte über die Stadt Ibbenbüren Eine Urkunde von 1902 wird fortgeschrieben undebenfalls mit eingemauert. Die IVZ ist der Geschichte des Denkmals nachgegangen und berichtet darüber in der Ausgabe der "Heimat-Zeitung" in Wort und Bild:.

Text-Quelle: Heimat-Zeitung Nr.5 vom 31.05-1984

Preußendenkmal auf dem Neumarkt
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Denkmal auf dem Neumarkt - 2009
 

spacer Abbau des Preußendenkmals auf dem Neumarkt am 12.03.2019 spacer

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Abbau Preußendenkmal
&quot;&quot;Alte Sockel&quot;
Auf dem Neumarkt
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Werner Paetzke (l.) und Fernando Quiroga bei den Abbauarbeiten auf dem Neumarkt.
Der ""Alte Sockel" des Denkmals auf
dem Neumarkt wartet auf den abbau
Das Preußendenkmal ist
vom Neumarkt verschwunden,
 
 
Foto: Stadt Ibbenbüren / André Hagel
12.03.2019
Alle anderen Fotos Stadtmuseum
 

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Quelle: Alt-Ibbenbüren - Von Friedrich E. Hunsche Bernhard Holwitt - Herausgeber IVZ r - Dezember 1980
850 Jahre Ibbenbüren -Historischer Verein Ibbenbüren 1996 - IVZ Heimat-Zeitung 31 Mai 1984
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Preußendenkmal - Adresse: Heldermannpark
 
Preußendenkmal im Heldermann-Park - 29.03.2019
Denkmalschutz Inventar-Nr. A 32
Preußendenkmal - Adresse: Heldermannpark - Gemarkung - Flur - Flurstück - Ibbenbüren - 129 - 549
Inventar-Nr. A 32 - eingetragen am 30.12.1985 - Datierung 1902 - Schutzumfang komplett
Bauwerksklassen - Profanes Denkmal

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Ein Ende - und ein Neuanfang

Das Preußendenkmal zieht vom Neumarkt in den Heldermannpark / Nach dem Abbau steht zunächst eine Aufarbeitung auf dem Plan

Ibbenbüren, 11. März 2019.
Festgemauert in der Erden steht es seit 35 Jahren auf dem Neumarkt, dem Platz zur Zier. Beziehungsweise: Es stand dort. Vergangenheitsform. Denn mit dem heutigen Montag, 11. März, hat das Ibbenbürener Preußendenkmal die Reise an seinen neuen Standort im Heldermannpark angetreten.
An diesem nieseligen und schneidend kalten Morgen ist im Auftrag der Stadt Ibbenbüren ein Abbaukommando des Hörsteler Restaurierungsunternehmens Paetzke auf dem Neumarkt angerückt. Dessen Arbeitsliste für diesen Tag: das Denkmal von seinem Sockel trennen, es abtransportieren, die Steine des Sockels lösen und ebenfalls entfernen. Schritt eins des Umzugsunternehmens.

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Schritt zwei, eine Zwischenstation, erläutert Werner Paetzke, Seniorchef des beauftragten Fachunternehmens: "In diesem Fall wird keine Restaurierung vorgenommen, sondern etwas, das wir museale Aufarbeitung nennen", gibt er zu Protokoll. Bedeutet: Moosspuren etwa werden beseitigt, alles etwas aufpoliert. Die markanten Weltkriegsschäden am Korpus des Preußendenkmals - Einschüsse, Absplitterungen - allerdings bleiben erhalten, werden nicht retuschiert oder ausgebessert. Das Denkmal soll seine historischen Spuren nicht leugnen, soll authentisch bleiben, auch an seinem künftigen Platz im Park.

Das fast 120 Jahre alte Relikt der wilhelminischen Epoche nötigt Fachmann Paetzke, während das Kernstück mit aufgesetzter Krone auf einen Transporter verladen wird, gehörigen Respekt ab: "Schon der Sockel aus Sandstein ist stabil. Da ist nichts dran. Alles ist gut erhalten", freut er sich. Gleiches gilt für den eigentlichen Denkmalkörper: "Der ist in einem wirklich guten Zustand", gibt er eine schnelle Expertise. Das Preußendenkmal ist somit kein restauratives Sorgenkind, eher ein rüstiges, überdies unverwüstliches Stück Geschichte. Immerhin hat es das formelle Ende des Staates Preußen 1947 um volle 72 Jahre so locker wie wohlbehalten überlebt. Von kleinen Blessuren abgesehen. >>>

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spacer Aufbau des Preußendenkmals im Heldermannpark spacer

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as Fundament
Sockel is
 LKW von Paetzke
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Das Fundament für das Denkmal ist
n im Heldermannpark gegossen

.11.03.2019
Der Sockel ist jetzt fertig für den
Denkmal Korpus
25.03.2019
Der LKW von Paetzke erreicht den
Heldermannpark mit dem Denkmal
29.03.2019
 


spacer Aufbau des Preußendenkmals im Heldermannpark - Freitag der 29.03.2019 spacer

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Aufbau Preußendenkmal
Aufbau Preußendenkmal
Aufbau Preußendenkmal
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Das Preußendenkmal wird im
Heldermann-Park aufgestellt
Das Preußendenkmal wird im
Heldermann-Park aufgestellt
Das Preußendenkmal wird im
Heldermann-Park aufgestellt
 

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Aufbau Preußendenkmal
Aufbau Preußendenkmal
Aufbau Preußendenkmal
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Das Preußendenkmal wird im
Heldermann-Park aufgestellt
Das Preußendenkmal wird im
Heldermann-Park aufgestellt
Das Preußendenkmal wird im
Heldermann-Park aufgestellt
 

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Aufbau Preußendenkmal
Preußendenkmal -
Preußendenkmal
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Das Preußendenkmal wird im
Heldermann-Park aufgestellt
Das Preußendenkmal
PAETZKE GmbH - Hörstel-Bevergern
Preußendenkmal im
Heldermann-Park
 

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Preußendenkmal
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Preußendenkmal im
Heldermann-Park - April 2019
Preußendenkmal im
Heldermann-Park - April 2019
Preußendenkmal im
Heldermann-Park - April 2019
 

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> > > Freude bereiten Werner Paetzke zudem Details der Denkmalgestaltung, auf die sein fachmännisches Auge während des Verladens fällt. "Sehen Sie", deutet er auf den Bereich unter der Krone an der Spitze. "Die Krone ist nicht einfach auf glatten Stein gesetzt - sie lagert auf einem nachempfundenen Samtkissen. Und sogar eine Troddel des Kissens ist noch erhalten." Man merkt: Es wird ihm eine Freude sein, dieses Zeugnis der Ibbenbürener Stadtgeschichte für die Zeit der Aufarbeitung in seiner Werkstatt zu beherbergen. Geschaffen wurde das Ibbenbürener Preußendenkmal von dem münsterschen Bildhauer August Schmiemann (1846-1927), laut Verzeichnis des Stadtmuseums Ibbenbüren aus rotem Wesersandstein aus Karlshafen.

Auftraggeber war das damalige Amt Ibbenbüren. Die Inschrift des Denkmals deutete von Beginn an auf die 200-jährige Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zum Königreich Preußen als Anlass für seine Aufstellung hin. Zu Ostern des Jahres 1902 bezog es seinen ersten Standort auf dem Oberen Markt. 1924 wanderte es an die Münsterstraße, vor die Werthmühle. 1984 wurde es schließlich Teil des Neumarkt-Ensembles. > > >

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Preußendenkmal
   
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Preußendenkmal
Preußendenkmal
Preußendenkmal
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Preußendenkmal
   
         

PAETZKE GmbH - Hörstel-Bevergern - www.paetzke.de - PAETZKE GmbH - Hörstel-Bevergern

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> > > Bis das Preußendenkmal jetzt im Heldermannpark eine neue Bleibe findet, gilt es nicht nur am Denkmalkorpus selbst, sondern ebenso am Ex-Standort Neumarkt einiges zu erledigen. Fernando Quiroga, der als Mitarbeiter der städtischen Abteilung für Straßenbau das Projekt begleitet, reißt den Zeitplan ab: Am Mittwoch dieser Woche, 13. März, passiert wegen des Wochenmarktes auf dem Neumarkt nichts. Am Tag darauf steht der Abbruch des Fundamentes an. Am Freitag, 15. März, ist marktbedingt wieder Pause. Am Montag, 18. März, rücken dann erneut Bauarbeiter an, um binnen zwei Tagen die Fläche des ehemaligen Denkmalstandortes auszupflastern.

Während ein kalter Wind den Neumarkt ungemütlich macht und der Transporter mit dem auf der Ladefläche festgeschnallten Preußendenkmal in Richtung Werkstatt aufbricht, hält Quiroga eine verschweißte Metallröhre in der Hand. Sie war in das Denkmal eingelassen und beinhaltet, wie er vermutet, historische Dokumente, wohl auch Münzen aus der Zeit der Erstaufstellung. Auch der metallene Behälter wird einen neuen Platz im Heldermannpark finden, zusammen mit dem Preußendenkmal - "und wohl auch mit neuen Dokumenten und Münzen", vermutet Fernando Quiroga. Beigaben der neuen Zeit für das Zeugnis alter Zeit. < < <

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Quelle: - IVZ (Archiv) vom 31.05.1984 - Beilage - Heimat-Zeitung Nr. 5 - Seite 57 bis Seite 68

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Heimat-Zeitung Nr. 5

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Heimat-Zeitung Nr. 5
Heimat-Zeitung Nr. 5
Heimat-Zeitung Nr. 5
Heimat-Zeitung Nr. 5
Heimat-Zeitung Nr. 5
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Seite 57
Seite 58
Seite 59
Seite 60
Seite 61
Seite 62
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Heimat-Zeitung Nr. 5
Heimat-Zeitung Nr. 5
Heimat-Zeitung Nr. 5
Heimat-Zeitung Nr. 5
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Seite 63
Seite 64
Seite 65
Seite 66
Seite 67
Seite 68
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spacer Die Honorationen empfanden es als Pflicht selbst Hand anzulegen
Von Siegfried Rauer, Heimatzeitung 5 von 1984
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Arrow In Denkmalen manifestieren sich Zeitgeist, aber auch die Empfindungen der Zeitgenossen. So ist auch das Preußen-Denkmal in Ibbenbüren in seiner schlichten Würde Sinnbild des Denkens und Empfindens der Menschen der Stadt am Anfang des XX. Jahrhunderts, heute vielfach missverstanden, ja, Stein des Anstoßes, wenn es dem geschäftigem Treiben des Wochenmarktes im Wege steht. Trotzdem gebührt diesem Denkmal ein Platz in der Geschichte unserer Heimatstadt. Vollzieht man die Entstehungsgeschichte dieses Denkmals nach, so kann man erkennen, dass die Aufstellung dieses Erinnerungsmals die Menschen, und zwar aller gesellschaftlichen Schichten, erfasste. Und wie wir sehen werden, verstanden es die Honoratioren der Stadt als ihre vaterländische Pflicht, selbst Hand anzulegen an dem Gelingen der Jubelfeier, die aus Anlass der 200järigen Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zur Krone Preußens im Jahre 1902 das öffentliche Leben eine Zeit lang bestimmte.

Im Stadtarchiv zu Ibbenbüren befindet sich ein Aktenvorgang, aus dem die Vorbereitungen der Stadt noch heute sehr realistisch nachvollziehbar sind.Am Anfang stand eine Zeitungsnotiz aus dem Jahre 1901 folgenden Inhaltes: "Eine besondere Erinnerungsfeier steht im nächsten Jahre für Ibbenbüren, Brochterbeck, Mettingen und Recke bevor, nämlich die 200jährige Erinnerungsfeier der Zugehörigkeit dieser Orte im Verein mit der Obergrafschaft Lingen zu Preußen. König Friedrich der Erste erbte diese Gebietsteile im Jahre 1702 von den Prinzen von Oranien. Durch die französischen Raubzüge kam die Grafschaft 1810 bis 1813 unter Napoleons Herrschaft, 1825 gelangte jedoch die Obergrafschaft wieder in preußischen Besitz, während die Niedergrafschaft dem Königreich Hannover zugeteilt wurde, seit 1866 aber mit diesem wieder zum preußischen Staat gehört. "Dem Vernehmen nach ist beabsichtigt, zum Andenken an den bedeutungsvollen Akt der durch die Hohenzollern vor 200 Jahren erfolgten Besitzergreifung eine würdige Feier zu veranstalten"..

Der historische Tag war der 25. März 1902, aber wegen der Karwoche und der Feier des 300jährigen Bestehens der Bergwerke zu Ibbenbüren, wurde später der 22. Mai als Festtag beschlossen.

Motor der Veranstaltung war der Amtmann von Ibbenbüren, von Eichstädt. Zunächst versuchte er, auf sanftem Druck der Regierung zu Münster zwischen den ehemaligen Orten der Obergrafschaft Lingen Einigkeit herzustellen und eine zentrale Veranstaltung in Ibbenbüren durchzuführen. In seinem Schreiben an die einzelnen Ämter führte er u.a. aus, dass bei dem gemeinsamen Zweck ... durch eine einheitliche Feier der Ortschaften der früheren Obergrafschaft Lingen ein der Bedeutung des Erinnerungstages Entsprechendes veranstaltet werden könnte". Die angeschriebenen Ämter erklärten ihre Bereitschaft zur Teilnahme, Brochterbeck jedoch nur nur unter der Voraussetzung, dass die "Übernahme von Kosten zu der fraglichen Feier auf die Gemeindekasse abgelegt" würde. Am Gedenktag war beabsichtigt, ein Denkmal zu enthüllen. Dieser Erinnerungs-Stein sollte von dem Münsteraner Bildhauer Schmiemann entworfen und aufgestellt werden. Im November 1901 schrieb der Amtmann von Eichstädt an den Bildhauer Schmiemann u. a. "Ich erlaube mir noch zu bemerken, dass für die Herstellung des Denkmal-Entwurfes Geldmittel leider nicht zur Verfügung stehen und eine Entschädigung nur für den Fall der Ausführung des fraglichen Denkmals gezahlt werden kann.."

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Das Risiko wurde also dem Bildhauer Schmiemann aufgebürdet, Sparsamkeit? Mit gleicher Post aber wurde der Herr Dombaumeister Dehnes, Wohlgeboren zu Osnabrück, unter "Erstattung der entstehenden Kosten" gebeten, ein Urteil sowohl über den Platz der Aufstellung als auch des Modells selbst abzugeben. Es sollte ja schließlich ein würdiges Denkmal werden. Dombaumeister Dehnes begutachtete am 23. Dezember 1901 Platz und Modell in Ibbenbüren. Am gleichen Tage trat auch erstmalig das "politische Ibbenbüren" in die Vorbereitung der Feierlichkeiten ein. Mit "Currende" (Rundschreiben) wurde die Amts-Verordneten-Versammlung für diesen Tag eingeladen und zwar zur "Entgegennahme des Gutachtens des Dombaumeisters Dehnes bezüglich des zu errichtenden Gedenksteines und zur Beschlussfassung.

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Wie das Urteil Behnes ausgefallen war, darüber schweigt die Akte. Der Amts-Verordneten-Versammlung gehörten seine Zeit an: der Gemeindevorsteher Verlemann, die Amtsverordneten Rohmann, Heinrich Wolff, Jörgens (dieser hielt am Tage der Feierlichkeiten die Festansprache), Többen, Schulte-Crude, Dierkes, Niermeyer, Kötter genannt Bergmeyer und Steingröver. In der erwähnten Sitzung wurde auch beschlossen, dem Bildhauer Schmiemann endgültig den Auftrag zur Erstellung des Denkmals zu erteilen. Daraufhin schrieb Bildhauer Schmiemann an den Amtmann und bat um die Vorauszahlung der vereinbarten 800 Mark. Dieses Ansinnen lehnte die Amtsvertretung ab und forderte nun ihrerseits von Schmiemann, "dass für rechtzeitige und gute Ausführung des Gedenksteins Garantien gefordert werden. Diese haben zu bestehen in 200 Mark in bar oder als Sicherheitsleistung seitens einer solventen Persönlichkeit". Die Amts-Verordneten wollten also kein Risiko eingehen.
Aus diesen unterschiedlichen Positionen entwickelte sich im Laufe der Jahre 1902 und 1903 ein heftiger Schriftwechsel. Schmiemann erinnerte mehrfach daran, dass ihm nicht die ganze vereinbarte Summe ausgezahlt worden sei und dass im Jahre 1903 noch "sage und schreibe 40 Mark für das gelieferte Denkmal ihm vorenthalten werde".
1910 wird schließlich dieser Teil des Vorgangs auch geschlossen, ohne dass Schmiemann die geforderte Summe in voller Höhe erhalten hat. Der Grund, warum dieser vereinbarte Betrag nicht in voller Höhe ausgezahlt wurde, darüber schweigen die Akten.

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Da die Feier, wie geschildert, den örtlichen Rahmen von Ibbenbüren sprengen sollte, wurden sowohl der Landrat in Tecklenburg, als auch die Regierung und der Oberpräsident in Münster in die Vorbereitungen einbezogen. Eine rege Korrespondenz über die Gestaltung der Festlichkeiten und die Aufarbeitung des historischen Hintergrunds zeigen deutlich, welche Bedeutung diesem Ereignis örtlich wie auch regional, zugeordnet wurde.
Eine Episode am Rande macht vielleicht einmal deutlich, welches geschichtliche Wissen über die Ereignisse des Jahres 1702 vorhanden war: Auf die Aufforderung des Oberpräsidenten, Original-Unterlagen über die Ereignisse der Besitzergreifung vorzulegen, konnten sowohl der Landrat zu Tecklenburg als auch der Amtmann von Ibbenbüren lediglich auf 2 Bücher verweisen, nämlich "Geschichte der Grafschaft Lingen" von Goldschmidt und "Die Territorialgeschichte des Preußischen Staates" von W. Fix. Örtliches Urkundenmaterial war nicht vorhanden, auch die Staatsarchive in Osnabrück und Münster meldeten Fehlanzeige. Zuletzt wurde im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin Original-Material über die Ereignisse von 1702 gefunden. Die wichtigsten dieser Dokumente befinden sich heute in Abschrift in den Archivalien des Westfälischen Staatsarchivs zu Münster.

Hierüber wird in einem späteren Artikel berichtet.

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Im Frühjahr 1902 wurde die Amts-Verordneten-Versammlung verstärkt in die Vorbereitungen der Festlichkeiten eingeschaltet. Nachdem im Dezember 1901 Amtmann von Eichstedt bereits mit den vorgesetzten Dienststellen ein "vorläufiges Programm" festgelegt hatte, wurde die endgültige Programmfolge und die Bildung eines Festausschusses beschlossen. Dem Festausschuss gehörten namhafte Bürger der Stadt an. Es waren Amtmann von Eichstedt, Sparkassen- Rendant "Vahle, die Hauptlehrer Rump und Schächter und die Kaufleute Többen und Hoffschulte. Außerdem arbeitete Bergrath Salomon noch in diesem Ausschuß mit.
Für den 22. Mai 1902 war nun folgendes Festprogramm vorgesehen: Am Vorabend des 22. sollten die Glocken beider Kirchen die Feierlichkeiten einläuten und Böller abgeschossen werden. Am 22. Mai um 9.30 Uhr begannen in beiden Kirchen feierliche Festgottesdienste. Während für die Ehrengäste ein Frühstück gereicht werden sollte, konnten sich die Vereine, Gewerkschaften und Schulen zu dem festlichen Umzug versammeln. Für die Mittagszeit waren die Festansprachen und die Enthüllung des Steines geplant. Mittagessen, Festkonzert und Volksbelustigung, aber auch ein festlicher Kommers, waren vorgesehen.

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Für das Böllern zeichnete als Festausschussmitglied der Fabrikant Deiters verantwortlich und aus der Akte ist zu ersehen, dass er hierfür um Geschütze aus der kaiserlichen Garnison zu Münster nachgesucht hatte, dieses lehnte aber der dortige Kommandierende General höflich aber bestimmt ab. Die Festmusik wurde durch eine Militärkapelle ausgeführt. Unter der Stabführung des König!. Musikdirigenten C. Wichmann sollte das Musikkorps des Infanterie-Regimentes Nr. 15, zu Minden,, für 650 Mark aufspielen.

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Für den Tag der Feierlichkeiten war weiterhin vorgesehen, verdienten Persönlichkeiten eine Auszeichnung zu verleihen. Wie aus der Akte des Staatsarchivs zu Münster zu ersehen, waren zunächst vornehmlich die Honoratioren für eine Ordensverleihung vorgeschlagen worden. Wie bereits erwähnt, veranstaltete gleichzeitig mit der 200-Jahr-Feier die Berginspektion ihre Jubelfeier anlässlich des 300jährigen Bestehens des, Bergbaus in Ibbenbüren. Aus diesem Anlass sollten verdiente Bergleute mit Orden ausgezeichnet werden. Weil aber der Landrat zu Tecklenburg und die Regierung in Münster befürchteten, dass die übrige Ibbenbürener Arbeiterschaft hierüber Unmut äußern könnte, forderten sie von Amtmann von Eichstedt noch Ordensvorschläge für verdiente Arbeiter Ibbenbürener Betriebe. Auszeichnungsgrundlagen waren eine langjährige treue Betriebszugehörigkeit und die Teilnahme an Feldzügen bzw. Ableistung des Militärdienstes. Vorgeschlagen wurden der Vorarbeiter Bernd Pelle, die Fabrikarbeiter Bernd Pelster, Gerhard Heinrich Hoppe, Bernhard Gillhaus, der Vorarbeiter Georg Zapf, der Obermüller August Pentermann und der Arbeiter Georg Heidrich. Die Vorgeschlagenen wurden später auch ausgezeichnet.
Dem Fest sollten hohe und höchste Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Glanz und Ehre verleihen. Die Liste der eingeladenen Ehrengäste reicht vom Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, Freiherr von der Recke, über die Regierungspräsidenten Gescher, Landrath Belli, Landeshauptmann Holle, die Reichstagsabgeordneten Timmermann und Freiherr von Heereman, den Königliche Berghauptmann Taegligsbeck und den Landtagsabgeordneten Kröner. Daneben waren die in Ibbenbüren angesiedelten Behörden und die örtliche Geistlichkeit, aber auch die Amtmänner der Nachbar-Ämter eingeladen worden. Neben der Festansprache und der Enthüllung des Gedenksteines, sollte als ein weiterer Höhepunkt der Feierlichkeiten die Beschlussfassung über und die Absendung eines Telegramms an den deutschen Kaiser folgenden Inhalts vorgesehen werden:

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"Seine Majestät dem deutschen Kaiser und Könige von Preußen, Berlin. Ew. Kaiserliche und Königliche Majestät wollen allergnädigst geruhen, anlässlich der heute in Ibbenbüren statt findenden Feier der 200jährigen Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zum Königreich Preußen, die Versicherung aufrichtiger Liebe und unwandelbarer Ehrfurcht entgegenzunehmen. Fest und unerschütterlich wie unsere Berge, so ist auch ohne Wanken nun und immerdar unsere Treue und unser Vertrauen zu Ew. Majestät herrlichen Führung" Über die Festlichkeiten wurde in der damaligen Tagespresse ausführlich berichtet. Es war sicherlich seiner Zeit fürwahr ein historisches Ereignis und selbst das Antworttelegramm aus Berlin wurde als so wichtig erachtet, dass es im Wortlaut veröffentlicht wurde. Wenn heute das Denkmal wieder für eine kurze Zeit in das Bewusstsein der Bürger von Ibbenbüren tritt, so sollten wir versuchen, die Ereignisse des Jahres 1902 zu verstehen.

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Quelle: IVZ Heimat-Zeitung Nr. 5 - Seite 61 - 31.05.1984

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spacer Heimatzeitung 5, Seite 66
Jubelfeier der 200jährigen Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zur Krone Preußens
Ibbenbüren, den 22. Mai 1902
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Ibbenbüren, den 22. Mai 1902
Zweihundert Jahre preußischer Staatszugehörigkeit! Welch historischer Moment für den Chronisten, welch' hoch bedeutsames Ereignis für die Beteiligten! Als vor mehr denn einem Jahre die zweihundertste Wiederkehr des Tages nahte, an dem Preußen zum Königreiche erhoben wurde, da brach es in der gesamten Monarchie hervor wie ein Sturm edler Begeisterung und alles regte sich, um diesen Tag emporzuheben aus dem Einerlei des Alltagslebens, ihn aufzuzeichnen und zu einem Testtage zu gestalten wie es seiner hochgeschichtlichen Bedeutung entsprach. Was Wunder, wenn es heute auch in unserem Städtchen festlich sich regt. Gilt der heutige Tag doch der Erinnerung an die Wiederkehr des Tages, an dem vor zweihundert Jahren unser kleines Ländchen, die damalige Obergrafschaft Lingen, durch Erbrecht vom Hause Oranien an das Haus Hohenzollern überging und damit dem preußischen Staatskörper einverleibt wurde. Vor dem Amtshause, wo gleichfalls eine Musik-Kapelle concertirte, fanden sich auch die Mitglieder des katholischen Kirchenchores ein, um den Ehrengästen ein Ständchen zu bringen. Gegen 10 1/2 Uhr begann die Abholung der einzelnen Vereine und Gewerkschaften von ihren Versammlungsorten und das Arrangement des Festzuges vor dem königlichen Amtsgericht. In dem imposanten Zuge, den die freiwillige Feuerwehr eröffnete, waren nicht weniger als sechs Kapellen untergebracht, die für den nötigen "Schneid" sorgten.
Vom Amtsgericht aus ging es zunächst durch die Münsterstraße, Marktstraße und Bahnhofstraße nach dem Amtshause, von dort durch die Breite Straße und Große Straße bis zum Hause des Herrn Bäumer, (heute Kreuzung Weststr.-Große Str.) dann zurück zum oberen Marktplatz, woselbst die Denkmals-Enthüllung vor sich gehen sollte. Hier traten auch die Ehrengäste in den Zug ein, resp. wurden vom Festcomitee nach der für sie errichteten Tribüne geleitet. Wir bemerkten darunter den Herrn Oberpräsidenten Exzellenz von der Recke, Herrn Regierungspräsidenten von Gescher, Vizepräsident des Abgeordnetenhauses Frhr. von Heeremann, unsere hochwürdige Geistlichkeit und andere Herren. Eine kolossale Menschenmenge hatte sich mittlerweile angesammelt und staute sich in den Straßen, die der Festzug programmmässig passierte. Besonders stark war der Andrang zum oberen Markt, doch kamen hier die Schaulustigen am wenigsten auf ihre Rechnung. Die Natur machte ihre Rechte geltend und ein knurrender Magen erinnerte daran, dass es Mittag sei. In dem festlich dekorierten Saale der Witwe Werthmöller (an der Mühle) wurde es jetzt rege, die Teilnehmer am Festessen fanden sich ein. Der geräumige Saal der Witwe Werthmöller bot mit der Ehrentafel und den übrigen Tischreihen ein schönes Bild. Das Essen war gut und mundete vortrefflich. Die Zahl der Teilnehmer betrug 285.

Die Speisenfolge wird vielleicht für die geschätzten Leserinnen einiges Interesse haben. Sie lautet:

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Mocturtelsuppe.
Kalbsfrikassee mit Champignon.
Heilbutt mit Kartoffeln und Butter.
Frische Spargel.
Erbsen mit Möhrchen,
mit gekochtem und rohem Schinken und Zunge.
Filetbraten.
Gemischte Früchte. Salat.
Zitronenpudding.
Käse mit Butter und Brot.
 

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"Das Hoch auf den Kaiser brachte aus Seine Excellenz der Herr Oberpräsident, Staatsminister Freiherr von der Recke von der Horst. Der hohe Redner erwähnte, seine Vorfahren seien nach der Familien-Chronik seines Geschlechtes in der alten Obergrafschaft Lingen schon ansässig gewesen. Der Ort Recke deute ja unzweifelhaft darauf hin. Deshalb sei er gern zu den Grafschaften gekommen. Nachdem das Kaiserhoch verklungen, fand durch den Oberpräsidenten die Verteilung der von Sr. Majestät allergnädigst verliehenen Orden statt. Der nächste Redner war Herr Reichstagsabgeordneter Wattendorf von hier. Er verstand es meisterhaft, die einzelnen Ehrengäste, denen sein Hoch galt, in klaren, markanten Strichen den Hörern vorzuführen. Der Herr Regierungspräsident von Gescher dankte nicht ohne Humor namens der Ehrengäste und trank auf das fernere Gedeihen der Obergrafschaft Lingen, deren Geschichte er sehr viel Interesse entgegenbringe. Herr Berghauptmann Täglichsbeck brachte dem friedlichen Wettbewerb der verschiedenen Berufe ein "Glück auf!" Das Hoch des Herrn Landeshauptmanns Holle galt dem Amte Ibbenbüren, das des Herrn Landraths Belli der Landwirtschaft. Herr Superintendent Trockels gedachte der Veteranen, Freiherr von Heereman, Vizepräsident des Abgeordnetenhauses, gedachte des Festausschusses. Gegen 5 Uhr wurde die Tafel aufgehoben. Noch war das Festmahl nicht beendet, als das Concert in den Anlagen der "Werthmühle" seinen Anfang nahm. Der Besuch desselben war natürlich bei der enormen Zahl der Festgäste sowohl aus der Stadt als auch den Landgemeinden ein ganz gewaltiger, doch machte sich die Ungunst des Wetters hier am meisten fühlbar. Wohl sind wir von Regen den ganzen Tag verschont geblieben, aber eine empfindliche Kühle herrschte und machte den Aufenthalt in den sonst so herrlichen Anlagen wenig angenehm. Besser daran war in dieser Hinsicht die Jugend, welche neben den Gartenanlagen, vor der Werthmühle und beim Werthmöller'schen Locale durch Volksbelustigungen in Bewegung gehalten und von dem kühlen Wetter augenscheinlich wenig berührt wurde. Bis nach Einbruch der Dunkelheit war es in den Anlagen auf der Werthmühle, die jetzt in wirkungsvoller bengalischer Beleuchtung erstrahlten, recht lebhaft; auch ein Feuerwerk wurde abgebrannt. Erst allmählich lichteten sich die Schaaren der Besucher.

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... wären die Grafschaft für Preußen und damit auch für Deutschland verloren gewesen

"Zur Enthüllung des "Preußen-Denkmals" am 21. und 22. Mai 1902 auf dem Oberen Markt hielt der damalige Amtsverordnete Heinrich Jörgens eine Festrede. Das handschriftliche Manuskript dieser Rede ist in seiner Familie bis auf den heutigen Tag erhalten. Die IVZ druckt es im Wortlaut nach. In der Familie Jörgens ist überliefert, dass der Festredner mehrmals stecken blieb, als er sah, dass seine kleinen Kinder auf das Dach kletterten, um ihren Vater besser sehen und hören zu können...

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Hochverehrte Gäste und liebe Mitbürger aus Stadt und Land, werthe Festgenossen.

Als vor nunmehr 200 Jahren König Friedrich I. von Preußen die Grafschaft Lingen, das Erbe seiner Mutter Louise Henriette von Oranien in Besitz nahm, da leuchtete diesem Lande und seinen Bewohnern das erste Morgenroth einer besseren, glücklicheren Zukunft. Von Stürmen umwettert, mit gebrochenen Masten, führer- und steuerlos, trieb das Schifflein "Lingen" auf der Zeiten Ocean, bald an spanische, bald an holländische, zuletzt an englische Küsten verschlagen, ohne Hoffnung, die Heimath wieder zu finden. Aber die Bemannung hatte tapfere Herzen und Gottvertrauen, und am 25. März 1702 ließ sie den goldenen Anker in die blaue Flut fallen (Anm. der Red.: Das Wappen Überlingens zeigte einen goldenen Anker in blauem Feld.) und landete in sicherem Hafen an deutschen Gestaden. Hier in guter Obhut wurde das Schifflein wieder seetüchtig, hier hat es nun seit 200 Jahren und hoffentlich für alle Zukunft seinen festen Ankerplatz und seine Heimath gefunden. Ja wahrlich! Schwere Zeiten waren über dieses Land dahingegangen. Während der unseligen Kriege des 16. und 17. Jahrhunderts, unter stets wechselnder, fast 150 Jahre dauernder Fremdherrschaft, wurde es von Freund und Feind schonungslos ausgebeutet und gebrandschatzt, seine Fluren verwüstet, sein Wohlstand vernichtet. Deshalb sahen seine geknechteten Bewohner mit froher Hoffnung der Zukunft entgegen, als die Vorsehung ihre Geschicke mit denen der kräftig und freiheitlich aufstrebenden Preußischen Monarchie verknüpfte. Und ihre Hoffnungen sollten nicht zu Schanden werden. Die nächste bedeutsame Frucht dieser Vereinigung war die Erhaltung des Deutschthums unserer Vorfahren.
Hätte Friedrich I. nicht in so energischer und deshalb erfolgreicher Weise seine Erbrechte vertreten, wäre die Grafschaft für Preußen und damit auch für Deutschland unrettbar verloren gewesen. Suum cuique - jedem das Seine - das war der Wahlspruch, den der König seinem am 18. Januar 1701 gestifteten Orden vom Schwarzen Adler einprägen ließ. Im Sinne dieses Wahlspruches regierten er und seine Nachfolger auch unser Land. Gerechtigkeit, Weisheit und Milde führten das Scepter, und bald zeigte sich auf allen Gebieten die segensreiche Einwirkung der neuen Verhältnisse. Der Druck, welcher so lange auf den geistigen und wirtschaftlichen Kräften gelastet, ließ nach, die Fesseln wurden mehr und mehr gelöst. Religionsfreiheit wurde hergestellt, Kunst und Wissenschaft gefördert, Handel und Gewerbe blühten auf. Die reichen Bodenschätze Überlingens wurden nutzbar, der Kohlenbergbau, die älteste und wichtigste Industrie speciell unserer Gemeinde Ibbenbüren, schon sehr bald vom Staate selbst in Betrieb genommen, und dadurch zu einer der ergiebigsten Quellen des bescheidenen Wohlstandes unserer Bevölkerung.

Die weiten Provinzen Preußens öffneten sich unseren strebsamen Kaufleuten und Gewerbetreibenden und zu hunderten zogen sie hinaus gen Nord und Ost, erwarben sich überall durch ihren genügsamen Fleiß, ihre Ehrenhaftigkeit und Redlichkeit Achtung und Vertrauen, und mehrten ihren und der Heimat Wohlstand. Die Bewohner der Obergrafschaft waren aber auch werth und würdig der Segnungen und Vortheile, welche ihnen die Vereinigung mit Preußen brachte. Tiefe Religiosität und Standhaftigkeit, Furchtlosigkeit und unerschütterliche Treue, das waren nach dem Zeugnisse der Zeitgenossen die hervor stechendsten Eigenschaften unserer Vorfahren, und diese Tugenden sind unserem Volke glücklicher Weise zum Theil bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben. 200 Jahre haben wir nun den stolzen Flug des Adlers begleitet, 200 Jahre sind wir in Liebe und Treue mit dem preußischen Vaterlande und seinem erhabenen Herrscherhause verbunden. Als ebenbürtige Kinder haben die Bewohner Überlingens ihren vollen Antheil genommen an Freud und Leid, Kampf und Sieg, Ruhm und Ehre des Vaterlandes.
So soll es auch in Zukunft bleiben, und dazu möge dieser Gedenkstein den zukünftigen Geschlechtern eine stete Mahnung sein. Mit dankerfülltem Herzen richten wir heute unsere Blicke auf Preußens Herrscherthron und geloben in dieser Feierstunde im Angesichte der hohen Vertreter unseres kaiserlichen Herrn, für uns und unsere Nachkommen unverbrüchliche Treue bis in den Tod.

Von neuem wollen Treue wird geloben, Empor die Herzen und empor die Hand, Die Fahnen und die Stimmen froh erhoben. Ein Hoch dem Theuren Vaterland. Sei's trüber Tag, Sei's heiterer Sonnenschein, Wir sind ja Preußen, Wollen Preußen sein.

Und nun fordere ich meine lieben Mitbürger aus Land und Stadt auf, dieses Gelöbnis zu bestätigen und zu bekräftigen durch ein dreifach donnerndes "Hurrah". Seine Majestät, unser allergnädigster Kaiser, König und Herr: Hurrah, Hurrah, Hurrah!

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Quelle: IVZ Heimat-Zeitung Nr. 5 - Seite 67 - 31.05.1984 - IVZ - Online

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Die Enthüllung des Gedenksteins
Aus dem Buch 300 Jahre Ibbenbürener Steinkohlenbergbau / 200 Jahre Preußen / Gedenkstein


Rede, welche Herr Amtmann von Eichstedt an die Festversammlung richtete: Hochverehrte Festversammlung!

Namens des Amtes Ibbenbüren, namens der Gemeinden der früheren Obergrafschaft Lingen, heiße ich Sie, meine sehr verehrten Ehrengäste und alle, die zu der heutigen patriotischen Feier von Nah und Fern erschienen sind, herzlichst willkommen. Möge es Ihnen heute hier in unserm von Bergen umgebenen Städtchen recht gut gefallen und möge dieses die Veranlassung sein, dass Sie oft und gern zu uns zurückkehren. Was uns heute hier zusammenführt, ist die Feier der 200-jährigen Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen zum Königreich Preußen. Am 25. März des Jahres waren es 200 Jahre, das die Obergrafschaft Lingen, bestehend aus den Gemeinden Ibbenbüren, Mettingen, Recke, Brochterbeck und Halverde, durch Erbschaft von dem Hause Oranien an das Königreich Preußen gefallen ist. Was die Fürsten aus dem Hause Hohenzollern in diesen langen Jahren alles für unsere engere Heimat getan haben, das aufzuzählen, würde hier zu weit führen. Ich will nur hervorheben, welch ein gewaltiger Unterschied besteht zwischen damals und heute! Damals ein armes Ländchen, welches ein Spielball war in der Hand der verschiedensten Fürsten, heute unter der machtvollen Regierung der Hohenzollernfürsten blüht Handel und Industrie. Kunst und Wissenschaft wird in jeder Weise gefördert, eine blühende Landwirtschaft besteht in allen Gemeinden. Aus Dankbarkeit gegen unser Herrscherhaus, als bleibendes Andenken an die heutige Feier hat das Amt Ibbenbüren hier auf dem oberen Marktplatze diesen Gedenkstein errichtet, von welchem nunmehr die Hülle fällt. So möge denn dieser Gedenkstein ein Wahrzeichen sein unserer patriotischen Gesinnung, möge er uns und die kommenden Generationen immer daran erinnern, was wir dem Hohenzollern-Hause alles zu verdanken haben. Namens des Amtes Ibbenbüren und der Gemeinden der früheren Obergrafschaft Lingen lege ich hiermit das Gelöbnis ab der unerschütterlichen Liebe, der Treue und des Gehorsams zu Kaiser und Reich.

Quelle: Buch 300 Jahre Ibbenbürener Steinkohlenbergbau / 200 Jahre Preußen / Gedenkstein




Urkunde im Preußen-Denkmal

Urkunde, welche bei der Grundsteinlegung zum Denkstein auf dem Ibbenbürener Marktplatz am Freitag, den 9. Mai 1902, in den Grundstein gelegt worden ist.

König Friedrich I. ließ am 25. März 1702 auf Grund seiner Ansprüche aus der Oranischen Erbschaft die Grafschaft Lingen für sich und die Krone Preußen in Besitz nehmen. In Ausführung der durch den Wiener Frieden geschlossenen Staatsverträge fiel die Nieder-Grafschaft im Jahre 1815 an das neu errichtete Königreich Hannover, wogegen die aus den Gemeinden Ibbenbüren, Brochterbeck, Mettingen, Recke und Halverde bestehende Ober-Grafschaft während nunmehr 200 Jahren in ununterbrochener Zusammengehörigkeit mit dem preußischen Staate und seinem erhabenen Herrscherhaus Hohenzollern verbunden ist.
In dankbarem Rückblick auf die großen Segnungen, welche unserem Lande durch diese Verknüpfung seiner Geschicke mit denen Preußens zutheil geworden sind, hat die Vertretung des Amtes Ibbenbüren einstimmig beschlossen, am 22. Mai d. J. hierselbst eine Dank- und Jubel-Feier zu veranstalten, sowie zum ewigen Gedächtniß auf dem Marktplatz der Stadt Ibbenbüren ein Denkmal zu errichten.
Zu diesem Denkmal wurde heute in feierlicher Weise von dem erwählten Fest-Ausschuß unter Betheiligung der Behörden, Bürgerschaft, Vereine, Gewerkschaften sowie der gesamten Schul-Jugend der Grundstein gelegt. Die Enthüllung und Einweihung des fertigen Denkmals wird am Jubelbeste den 22. Mai d. Js. in Anwesenheit der Geistlichkeit, hoher Staats-, Provinzial-, Kreis- und Gemeinde-Behörden, sowie sämtlicher Vereine, Gewerkschaften und Vertreter der übrigen Gemeinden des Kreises Tecklenburg erfolgen. Möge Gott der Allmächtige unsern erhabenen Herrscher, den glorreich regierenden Kaiser und König Wilhelm II., unter dessen kraftvollem Friedens- Scepter sich das geeinte große deutsche Vaterland steigender Wohlfahrt erfreut, ferner und in aller Zukunft segnen und schützen, möge Er auch uns und unsere Nachkommen in immerwährender Liebe und Treue zu Kaiser und Reich erhalten und stärken.
Diese Urkunde unter Beifügung eines Bildes des fertigen Denkmals, hier erscheinender Zeitungen, des zur Festfeier ergangenen Aufrufes, des Festprogramms c. haben wir, Behörden und Festausschuß, heute in den Grundstein des zu errichtenden Erinnerungs-Denkmals eingeschlossen.

Ibbenbüren, den 9. Mai 1902.
(Unterschriften)

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Quelle: Buch: Ibbenbürener Steinkohlenbergbau und 200 Jahre Preußen, Seite 22
 

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spacer August Schmiemann :: spacer

 

Das Denkmal wurde von dem Bildhauer August Schmiemann aus Münster erstellt.
Schmiemann entstammt einer alteingesessenen "Paohlbürger"-Familie. Pate war sein Onkel, der Theologie-Professor August Bisping. Seine Eltern schickten ihn aufs Gymnasium, weil sie und der Taufpate ihn als Geistlichen wünschten. August setzte sich nach dem Schulabschluss gegen alle Widerstände durch und absolvierte eine Lehre beim Bildhauer Wörmann. Der Nachbar, ein Ofensetzer, hatte als erster sein Talent erkannt: "Schmiemanns Vater, ick sägge di, de Junge hät Schanie". Die Wanderjahre führten August nach Hannover und Amsterdam, wo er die Kunstschule Felix Meritis besuchte, und schließlich zur Weiterbildung nach Berlin. Danach zog er in den Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871.
mehr bei > > > http://wiki.muenster.org/index.php/August_Schmiemann



August Schmiemann

Schmiemann fec - Signatur am
Preußen Denkmal (Foto W. Suer)
 
  Schmieman fec. bedeutet > Schmiemann fecit - er hat es gefertigt .    

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spacer Bücher zum Thema :: spacer

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Ibbenbürener Steinkohlen-Bergbau

Mit Anhang: Fest-Berichte über die Grundsteinlegung des Gedenksteins
und der Jubelfeierder 200-jähr. Zugehörigkeit der Obergrafschaft Lingen
zum Königreich Preußen in verbindung mit der 300-Jahres-Bergbau-Jubelfeier.

(Sonder-Abruck aus dem Tecklenburger Kreisblatt.)
Druck und Verlag von Bernhard Scholten - 1902
40 Seiten
Digitale Sammlungen - WWU Münster
https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/titleinfo/4017491

Das Holzkreuz und der Korpus
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Denkschrift zum 200jährigen Jubiläum
der Obergrafschaft Lingen

vom 25 März 1902

Ibbenbüren, Druck und Verlag der Ibbenbürener Vereinsdruckerei 1902
54 Seiten

Digitale Sammlungen - WWU Münster
https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/pageview/332714

 
Denkschrift
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spacer Links zum Thema ::  

 
Denkschrift zum 200jährigen Jubiläum der Obergrafschaft Lingen vom 25. März 1902,
 
  https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/pageview/332714  
     
  Ibbenbürener Steinkohlen-Bergbau mit Anhang: Fest-Berichte über die Grundsteinlegung des Gedenksteins  
  https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/titleinfo/4017491  
     
  Fachbegriffe und Erläuterungen  
  https://www.denkmal-alarm.de/  

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spacer Preußendenkmal in der Presse ::  

  IVZ - aktuell - 11. März. 2019  
  IVZ - aktuell - 29. März. 2019  
  IVZ - aktuell - Freitag, 11. Okt. 2019 - Preußen-Denkmal - Ein Zeichen großer Dankbarkeit  
     

 
Quellen: Alt-Ibbenbüren - Von Friedrich E. Hunsche Bernhard Holwitt - Herausgeber IVZ r - Dezember 1980
850 Jahre Ibbenbüren -Historischer Verein Ibbenbüren 1996 - IVZ Heimat-Zeitung 31 Mai 1984 - IVZ - Online
Fotos - Archiv Stadtmuseum - Stadt Ibbenbüren André Hagel - :M.Franke, W. Suer , Stadtmuseum
 


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Bild oben, Ibbenbüren - Oberer Markt um 1930 - Sammlung Suer (Merseburger)


© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren e. V.
Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren
Stadtmuseum Ibbenbüren
Aktualisiert/Update 03.10.2020
www.stadtmuseum-ibbenbueren.de
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