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Stadtgeschichte > Aufsätze zur Geschichte Ibbenbürens > Geschichte der Bergsberufsschule

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< < < Zurück zum Menü < Aufsätze zur Geschichte Ibbenbürens - (Geschichten und Berichte aus Ibbenbüren)

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Die Geschichte der Knappschaftsschule / Bergberufsschule am Abendsternschacht  

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Chronik ..

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1797 - Knappschaftsschule Dickenberg ist fertig
1839 - 1857 Steiger-Ausbildung Bergschule Münsterstr. 16, im Berg-Amtshaus
1925 - 1937 Bergberufsschule in der alten Schafberg-Schule
1934 - Steiger-Ausbildung in der Bergschule in Clausthal
1934 - Unterrichtsverbot für Lehrer Wiemerslage u. Einstellung von Lehrer Kramp
1936 - Bergberufsschule bekommt die ersten Räume auf der Zeche, Einstellung von Dpl. Ing. Plücker als Lehrer 1938 - Die Zechenschmiede wird Lehrwerkstatt, Anlernwerkstatt
1938 - Einstellung von Dpl. Ing. Wallbaum als Lehrer
1939 - 1944 Bergvorschule für die Steiger-Schule Clausthal
1945 - 1946 Die Bergberufsschule auf der Zeche wird beschlagnahmt und engl. Truppenunterkunft
1946 - ab 6.3. wieder Unterrichtsbeginn
1953 - Einweihung der neuen Volksschule Alpenstr. 142
1955 - wieder Bergvorschule für die Steiger-Schule Clausthal
1963 - neues Schulgebäude auf der Zeche fertig
1964 - Bergberufsschule im neuen Gebäude auf der Zeche
1969 - Ausbildungsleiter Walter Krause
1970 - Schulleiter ist der Studienrat Dierksmeyer
1976 - Ende der Volksschule Alpenstr., die Kinder gehen zur Michaelsschule, Schule steht leer
1980 - etwa Kauf der Schule Alpenstr. 142 durch die Preussag
1976 - Ausbildungszentrum Abschnitt 1 Zechenstr. 8a
1979 - Ausbildungszentrum Abschnitt 2 Zechenstr. 8a
1981 - etwa Bergbauberufsschule Alpenstr. 142
1981 - Ausbildungszentrum Abschnitt 3 Zechenstr. 8a
1983 - Herbst - Schuljahr 84/84
2017 - im Dezember endet die priv. Bergberufsschule der RAG in der Alpenstr. 142
2018 - im Januar, Pacht Alpenstr. 142 durch den Kreis ST, Standort der Kreisberufsschule
2018 - Pacht durch die Stadt als Ausweichstandort für Schulen, die saniert werden müssen?

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Knappen-Kalender 2009
spacer Die Dickenberger Knappschaftsschule

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Ende des 18. Jahrhunderts wurden in preußischen Landen sehr viele Volksschulen gegründet. Wegen der langen Schulwege zur einzigen Schule im Stadtzentrum von Ibbenbüren wurde für die Bergmannskinder der Bauerschaften Püsselbüren, Dickenberg und Bockraden im Jahre 1797 die Dickenberger Knappschaftsschule gegründet. Bereits 1804 besuchten über hundert Kinder diese Schule, in der auch der einzige Lehrer wohnte. Die Schule befand sich unmittelbar an der Straße "Am Abendsternschacht" zwischen dem alten Bergamtsgebäude und dem Abendsternschacht. Die Bezeichnung Knappschaftsschule war insofern gerechtfertigt, da wesentliche Kosten der Schule, wie z. B. das Lehrergehalt, von der Ibbenbürener Knappschaftskasse übernommen wurden. Die Schule bestand bis 1874. Das Gebäude wurde 1898 an den Landwirt Metke verkauft, der es 1907 an den Rheiner Kaufmann Moses Rosenthal veräußerte. Dieser verkaufte das Gebäude an den Bergmann Friedrich Hermann.

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Brief zum Schulbesuch der Dickenberger Knappschaftsschule 1831
"Nach den von dem Lehrer Drees auf Dickenberg eingerichteten Schullisten fahren die Kinder des Hauses Gerhard Wilhelm Wiethölter (Nr. 184 der Knappschaftsrolle) fort, auf höchst säumige Weise die Schule zu besuchen. Da demnach mehrfache gütliche Ermahnungen, seine Kinder zum besseren Schulbesuch anzuhalten, bei dem Wiethölter nichts gefruchtet haben, so soll derselbe zur Strafe für seine Unfolgsamkeit und Sorglosigkeit 8 Tage lang an den Haspel gelegt werden. Wir beauftragten Sie hiernach das Erforderliche zu veranlassen und zugleich den Wiethölter anzudeuten, dass wenn wider Erwarten auch diese Maßregel fruchtlos bleiben sollte, derselbe auf strengerem Wege zur Befolgung der Vorschriften angehalten werden würde." Ibbenbüren, den 15. Dezember 1831 Königlich Preußisches Tecklenburg - Lingensches Berg-Amt
John Kaeßeler

An den
Königlichen Markscheider Herrn Brabänder, hier

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Die frühere Ausbildung zum Bergmann in Ibbenbüren
In den Anfängen des Ibbenbürener Bergbaus gab es noch keine besondere bergmännische Ausbildung. Die Bergjungen wurden seinerzeit zunächst mit Hilfsarbeiten oder als Schlepper beschäftigt, die im wahrsten Sinne des Wortes mit Kohlen gefüllte und mit Kufen versehene Gefäße von vor Ort zum Schacht schleppen mussten. Später wurden hölzerne Förderwagen zum Schacht geschoben. Mit der Zeit lernten die Jungen schließlich von den erfahrenen Hauern alle Arten der Bergarbeit und wurden schließlich selber zu Hauern. Auch in der 1797 gegründeten Knappschaftsschule wurden nur allgemeine Schulfächer gelehrt und erst 1925 kam es zur Gründung der Bergberufsschule Ibbenbüren. Der Unterricht fand damals in der Schafberger Schule statt, in der später bis heute noch unterrichtet wird. Ab 1927 gab es wöchentlich vier Stunden Unterrichtszeit und der Lehrplan bestand aus Berufs- und Bergbaukunde, Deutsch, Bürgerkunde, Rechnen und Raumlehre, Gesundheitslehre, Unfallverhütung und Sport. Auch wurden dort Hauer-Kurse durchgeführt. In den 1930er-Jahren verlagerte sich die Ausbildung zum Betrieb der Schachtanlage von Oeynhausen mit dem Bau eines Berufsschulgebäudes und einer Anlernwerkstatt. 1937 wurde der Unterricht auf die Ausbildung von Schlossern, Schmieden und Elektrikern erweitert. 1964 folgte der Bau eines modernen Berufsschulgebäudes westlich der Oeynhausen-Schächte und bis 1981 der Bau des Ausbildungszentrums mit 265 Ausbildungsplätzen. Die Zahl der Auszubildenden erreichte Mitte der 1980er-Jahre mit 650 Jugendlichen ihren Höchststand.

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Bergschule heute
Die Ausbildung von Nachwuchskräften besitzt im Ibbenbürener Steinkohlenbergbau nach wie vor einen hohen Stellenwert. Die Anforderungen für eine berufliche Ausbildung sind dabei stets der Entwicklung der Mechanisierung und Automatisierung im Steinkohlenbergbau angepasst worden. So werden heute Jugendliche mit mindestens Hauptschulabschluss 10A zu Industriemechanikern oder Elektronikern ausgebildet. Die Dauer der Ausbildung erstreckt sich über 3,5 Jahre. Nach einem Berufseinführungsseminar beginnt die Ausbildung in Theorie und Praxis unter einem Dach. Für den praktischen Teil ist neben den Betriebstätten über und unter Tage das Ausbildungszentrum zuständig. Die theoretische Ausbildung findet in der betriebseigenen Bergberufsschule in den Räumen der alten Schafberger Schule statt. Zurzeit befinden sich 150 Jugendliche in der Ausbildung. Ausgebildet wird auch für den Beruf des Industriekaufmanns/-frau.
Die RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH ist der größte Ausbilder für Elektroniker und Industriemechaniker im Kreis Steinfurt.

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Der Ibbenbürener Steinkohlenbergbau
spacer von Röhrs-Rickelmann Seite 299 - Ausbildung und Schulwesen

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Der Entwicklung der Ausbildung im Ibbenbürener Bergbau sollen einige Gedankengänge vorangestellt werden, die bewusst den engen örtlichen Rahmen sprengen und die Gesamtsituation berühren. Die handwerkliche Kunst der deutschen Bergleute stand seit dem frühen Mittelalter überall in der Welt in hohem Ansehen. Während der damaligen Zeit gab es im Handwerk keine gewerblichen Großbetriebe. Überliefert ist jedoch, dass es damals im Bergbau wie im Hüttenwesen solche mit zahlreichen Arbeitskräften gab. Im Harz, in Tirol wie auch in der Oberpfalz gab es bereits Bergwerke mit mehr als 1000 Bergleuten. Eine Ausbildung, die etwa den Vorstellungen entsprechen würde, die wir heute mit diesem Begriff verbinden, hat es im Bergbau, wie in der gesamten Wirtschaft über viele Jahrhunderte nicht gegeben. So, wie der Lehrling durch Zusammenarbeit mit Gesellen und Meistern sein Handwerk seit Generationen von der Pike auf erlernte, so verlief auch die Nachwuchsausbildung im Bergbau in ähnlichen Bahnen. Hier war es der Ältere, der Familienvater, der Hauer, der den Jüngeren, den heranwachsenden Sohn mit in die Grube nahm. Auch hier lernte der Jüngere durch jahrelanges Zusammenarbeiten mit dem Älteren und erwarb auf diese Weise handwerkliches Können und berufsständisches Wissen, um den vielfältigen Anforderungen im Berg gewachsen zu sein. Noch im späten Mittelalter galt die Kohle, im Gegensatz zu den verschiedenen Erzen, nicht als bergbauliches Mineral.

Steinkohle, die im Raume Ibbenbüren auf dem Schafberg sowie dem Gebiet des Dickenberges vielfach zu Tage tritt, ist sicherlich früh bekannt gewesen und von den Bewohnern örtlich genutzt worden. Angesichts des Reichtums an Holz blieb ihre Nutzung auf den Hausgebrauch und das Betreiben von Schmiedefeuern und Kalköfen begrenzt. Während sich die Belegschaften der Gruben anfangs aus der bäuerlichen Bevölkerung des hiesigen Raumes rekrutierten, konnte im Rahmen der allmählichen Ausweitung des Bergbaus nach dem Übergang des Gebietes an Preußen, der Kräftebedarf nicht mehr befriedigt werden. 1737 beginnend, setzte man über viele Jahrzehnte hinweg die Zuwanderung von Bergleuten aus Bergbaurevieren wie Clausthal/Harz, Eisleben, Mansfeld, Rothenburg, Schmalkalden /Hessen und Wettin/Sachsen ein. Die Zugewanderten trugen u.a. Namen wie Brunne, Cramer, Engel, Fuchs, Hermann, Kleingünther, Schlüter, Wolff. Ihre Ansiedlung erfolgte jeweils in der Nähe der Gruben. Alte Ibbenbürener Knappschaftsrollen berichten über diese Geschehnisse. Heute, rund 250 Jahre nach dem Anfang dieser Binnenwanderung, darf festgestellt werden

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Binnenwanderung, darf festgestellt werden, dass sämtliche der vorher genannten Namen noch heute in den Belegschaftslisten der PREUSSAG AG Kohle auftauchen. Es liegt deshalb der Schluss nahe, dass ein nicht unerheblicher Teil der zugewanderten Bergleute endgültig im Räume Ibbenbüren ansässig geworden ist. Als an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert überall in Deutschland Volksschulen gegründet wurden, setzten auch in Ibbenbüren entsprechende Bemühungen ein. Hier machten sich die Pastöre Rump aus Ibbenbüren und Horkel aus Lingen zu Sprechern der auf dem Dickenberg ansässigen Bergleute

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Knappschaftsschule

Wegen der langen strapaziösen Schulwege beantragten sie am 21. 12. 1789 beim preußischen König die Errichtung einer protestantischen Volksschule für die Kinder der in den Bauernschaften Bockraden, Püsselbüren und Uffeln ansässigen Bergleute. Die Finanzierung dieses Schulbauvorhabens bereitete große Schwierigkeiten. Erst am 5. 1. 1797 wurde das damalige Preußische Bergamt in Ibbenbüren beauftragt, den Neubau des Schulgebäudes vorzunehmen. Ein halbes Jahr später, am 19. 6. 1797, wurde die Baustelle von dem im Dienst des Königs von Preußen stehenden Kriegs- und Domänenrat Mauve zwischen dem damaligen Bergamtsgebäude und dem um 1825 errichteten Abendsternschacht festgelegt. Die spätere Bezeichnung "Dickenberger Knappschaftsschule" ist darauf zurückzuführen, dass die Schule anfangs nur von Bergmannskindern besucht wurde, und die Aufbringung der Mittel für das Lehrergehalt fast 100 Jahre lang der Ibbenbürener Knappschaftskasse oblag. U.a. berichtet Rickelmann, dass ein als 1. Lehrer tätiger Herr Meyer ein Jahresgehalt von 80 Reichstalern und ein Kohledeputat von 30 Ringeln (ca. 1,8 t) erhielt. Vor rund 110 Jahren, am 23. 9. 1873, ging die Knappschaftsschule schließlich in das Eigentum der Gemeinde Ibbenbüren über. Auch nach 1873 erfolgte über viele Jahrzehnte hinweg die Zahlung von festen Jahresbeträgen an die Volksschulen und Kirchen des Ibbenbürener Bergbaugebietes. Der Bergbau sah es als seine Pflicht an, sich sowohl um die Erziehung der Kinder der Bergleute, als auch um die geistige und seelische Betreuung der Bergleute selbst zu kümmern. Diesen Aufgaben widmeten sich zwar Schule und Kirche, beiden aber ließ der heimische Bergbau tatkräftige Unterstützung zukommen. Die Sonderzuweisungen wurden trotz Schulhoheit der Bundesländer, Schulfinanzgesetzgebung und Kirchensteuer bis zum Jahre 1966 geleistet. Bergschule

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Bergschule

Um den Mangel an geeigneten Männern für den Aufsichtsdienst zu beheben, wurde 1839 für das Ibbenbürener Revier eine eigene Bergschule gegründet. Die Initiative dazu ging von der Königlich Preußischen Bergverwaltung aus und zielte darauf ab, aus dem Kreis der in Ibbenbüren ansässigen Bergleute befähigte und tüchtige Hauer zu Aufsichtspersonen heranzubilden. Die Ausbildung dauerte 2 Jahre und gliederte sich in einen praktischen und theoretischen Teil. Der Lehrplan muss aus der Perspektive der Jahre um 1840 als recht anspruchsvoll bezeichnet werden. Er umfasste die Fächer Deutsch, Schönschreiben, Rechnen, Mathematik, Zeichnen, Physik, Chemie, Mineralogie, Bergbau- und Markscheidekunde. Die Fächer Deutsch, Rechnen und Mathematik wurden anfänglich von einem besoldeten Lehrer Meese erteilt. Für die Fächer Chemie und Physik hatte man den Ibbenbürener Apotheker verpflichtet. Der Unterricht in allen anderen Fächern oblag Beamten des Bergamtes Ibbenbüren. 1857 wurde der Lehrbetrieb eingestellt. Die für die Ausbildung zum Steiger ausgewählten Kandidaten besuchten danach die Bergschule Bochum und schließlich ab 1934 die traditionsreiche Berg- und Hüttenschule Clausthal. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatten sich überall neben den Bergschulen gewerbliche Sonntags- und Fortbildungsschulen entwickelt. Sie entstanden weitgehend in Anlehnung an bestehende Volksschulen und sollten Lehrlingen und jungen Gehilfen das Rüstzeug für den beruflichen Aufstieg vermitteln. Derartige Fortbildungsschulen bestanden vor mehr als 100 Jahren auch im Tecklenburger Land. Im Band "Amt Ibbenbüren " der Verlagsanstalt für Städtebau, Berlin, wird auf Seite 31 auf die Einrichtung einer Fortbildungsschule in Ibbenbüren im Jahre 1855 hingewiesen. Zu einer Ausweitung der Fortbildungsschulen auf den Bergbau kam es infolge des Allgemeinen Berggesetzes für die Preußischen Staaten vom Jahre 1865 nicht mehr. Dieses Gesetz brachte für den Bergbautreibenden eine weitgehende Liberalisierung. Für den Bergmann führte es den freien Arbeitsvertrag ein und stellte ihn damit dem ungelernten Industriearbeiter gleich. Mit dem Wachsen der Untertagebelegschaft in Ibbenbüren wurde auch hier eine gewisse Ausbildung erforderlich. Jetzt galt es, die nun in den Bergbau strömenden Kräfte für die Tätigkeit unter Tage in einer andersgearteten und für sie neuen Arbeitswelt durch bergerfahrene Männer vorzubereiten

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Bergberufsschule

Erstmalig hat damals auch eine staatliche Verordnung, die Bergpolizeiverordnung vom 1. 1. 1911, die selbständige Ausführung von Untertagetätigkeiten geregelt. Sie schrieb u.a. vor, dass zur selbständigen Ausführung von Hauerarbeiten nur Personen zugelassen werden durften, die das 21. Lebensjahr vollendet, mindestens 3 Jahre unter Tage und davon wenigstens 1 Jahr im Steinkohlenbergbau tätig waren. Erst der unglückliche Ausgang des 1. Weltkrieges führte zu einer neuen Belebung des Ausbildungsgedankens. Staat und Wirtschaft sahen sich gleichermaßen vor die Aufgabe gestellt, dieses drängende Problem anzugehen. Die zu jener Zeit in der Regierungsverantwortung stehenden Sozialdemokraten setzten 1919 in der gesetzgebenden Preußischen Landesversammlung die Fortbildungsschulpflicht für die bergmännische Jugend durch. Mit der Verabschiedung einer "Kreissatzung für die Berufsschulen des Kreises Tecklenburg" führte dieser als erster Kreis im Regierungsbezirk Münster und als zweiter im Lande Preußen am 18. 3. 1925 die Berufsschulpflicht für die männliche Jugend ein. Am 24. 4. 1925 fiel bereits die Vorentscheidung für die Gründung der Bergberufsschule Ibbenbüren. An jenem Tage fand im Hotel Quaritsch in Ibbenbüren eine Verhandlung zwischen Vertretern des Preußischen Oberbergamtes Dortmund, des Bergrevierbeamten des Bergamtes Hamm, der Berginspektion Ibbenbüren und den Pachtgrubenbesitzern statt. Im Verlauf dieser Zusammenkunft wurde das Oberbergamt beauftragt, alle erforderlichen Schritte zur Errichtung einer Bergmännischen Berufsschule in Ibbenbüren einzuleiten. Landrat Dr. Schultz teilte dem Oberbergamt Dortmund am 8. 5. 1925 mit, dass er im Namen des Kreisausschusses Tecklenburg die Errichtung der Bergmännischen Berufsschule sehr begrüße und der Schule jede nur mögliche Unterstützung angedeihen lassen werde.

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Am 2. 11. 1925 nahm die Bergberufsschule den Unterricht auf. Bereits am 30. 1. 1926 erfolgte ihre Anerkennung durch das OBA Dortmund. Die Regierung in Münster veröffentlichte den Beschluss über die Anerkennung am 6. 2. 1926 in ihrem Amtsblatt. Der Landkreis Tecklenburg stellte die Räume der Schafberger Schule für die Durchführung des Unterrichts zur Verfügung. In der Anfangsphase wurde dieser in 2wöchigem Wechsel durchgeführt. Dazu wurden jeweils die 14- und 15jährigen wie die 16- und 17jährigen Bergjungleute klassenweise zu je einer Unter- und Oberstufe zusammengefasst. Wegen der im Bergbau üblichen Wechselschicht erhielten jeweils die zur Frühschicht angefahrenen Schüler an 2 Nachmittagen einer Woche insgesamt 6 Stunden Unterricht, während sie in der darauffolgenden Woche unterrichtsfrei blieben. Anfangs umfasste der Lehrplan folgende Fächer:

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Berufs- und Bergbaukunde
Deutsch und Bürgerkunde
Rechnen und Raumlehre
Gesundheitslehre und Unfallverhütung
 

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Ab 1927 trat Sport als Unterrichtsfach hinzu. Bis zum 31. 12. 1933 war Lehrer Wiemerslage als 1. Schulleiter tätig. Wegen hoher Arbeitslosigkeit musste die Schulleiterstelle schließlich mit einem stellenlosen Lehrer besetzt werden. Am 18. 2. 1934 schied Wilhelm Wiemerslage auch als Geschäftsführer der Bergmännischen Berufsschule Ibbenbüren aus. Parallel zu den Bemühungen auf schulischem Gebiet wurde 1920 vom Reichswirtschaftsrat ein "Ausschuß zur Prüfung der betriebs- und werkstechnischen Verhältnisse im Bergbau" gegründet. Die Bemühungen dieses Gremiums spiegelten sich u.a. in der Bergpolizeiverordnung von 1926 über die Befugnis zur Hauer-Tätigkeit wieder. Mit Beginn der 30er Jahre kam es in den verschiedenen Betriebsabteilungen der Zeche zur Einrichtung von sogenannten Anlernecken, in denen die für die Grubenarbeit noch nicht verwendbaren Jugendlichen mit den handwerklichen Fertigkeiten vertraut gemacht wurden. Ab Mitte dieses Jahrzehntes veränderte sich die Szene rasch. Die Bergpolizeiverordnung vom 1. 5. 1935 verbot die Beschäftigung Jugendlicher unter 16 Jahren im Untertagebetrieb. Ein Erlass des Reichswirtschaftsministers vom 5. 6. 1936 übertrug der Bergbehörde die alleinige Aufsicht über die bergmännische Aus- und Fortbildung.

Die Dauer der Lehrzeit wurde für Jugendliche unter 16 Jahren auf 4, für ältere auf 3 Jahre festgesetzt. Gemäß OBA-Verfügung musste am Ende der Ausbildungszeit eine Knappen-Prüfung durchgeführt werden. Am 27. 7. 1938 verfügte das OBA die Einführung des Lehrvertrages für die bergmännische Ausbildung, und am 18.9. 1940 vollzog der Reichswirtschaftsminister die endgültige Anerkennung des Lehrberufes Knappe. Die weitere Entwicklung im Ausbildungssektor vollzog sich in Ibbenbüren im Gleichklang mit staatlichen Initiativen: Im Jahre 1936 wurde Diplom-Bergingenieur Plücker (Osnabrücker Str. 61) als 1. hauptamtlicher Berufsschullehrer angestellt. Gleichzeitig wurde ihm die praktische und schulische Ausbildung der zum Ibbenbürener Bergbau strömenden Nachwuchskräfte übertragen. Zur gleichen Zeit wurde der Ausbau der ersten Unterrichtsräume auf dem von-Oeynhausen-Schacht in Angriff genommen.

Mit dem Ausbau der bisherigen Zechenschmiede zur Lehrwerkstatt begann im Jahre 1938 der systematische Aufbau eines eigenständigen Ausbildungswesens. Betriebliche Ausbildung und schulisch-theoretische Unterrichtung entwickelten sich zu gleichwertigen Komponenten der Ausbildungsbemühungen. 1938 nahmen 70 Jugendliche die Berufsausbildung auf. Im gleichen Jahre nahmen der österreichische Diplom-Ingenieur Wallbaum als Ausbildungsleiter und der Berggewerbelehrer und spätere Ausbildungsleiter Lindemann ihren Dienst bei der Zeche in Ibbenbüren auf. Ausbildungsangebot und die Palette der Unterrichtsfächer in der

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Bergberufsschule wurden ab 1936 vielfältiger. Am 1. 4. 1936 wurde die Ausbildung von Schlossern, Schmieden und Elektrikern aufgenommen. Deren Ausbildung dauerte anfänglich 4 Jahre und schloss eine 1-jährige bergmännische Grundausbildung ein. Zur gleichen Zeit wurde auch der Fachkundeunterricht für Metall- und Elektroberufe an der Bergberufsschule aufgenommen. Von Oktober 1939 bis September 1944 wurde zusätzlich zu den geschilderten Ausbildungsaktivitäten eine Bergvorschule betrieben, in der Nachwuchskräfte für den Aufsichtsdienst auf den Besuch der Bergschule (Clausthal) vorbereitet wurden. Obwohl Ausbilder und Berufsschullehrer wiederholt zum Kriegsdienst einberufen wurden, liefen Ausbildung und Berufsschulunterricht weiter. Im Herbst 1944 kam der Unterrichtsbetrieb wegen des Herannahens der Front zum Erliegen. Nach dem Zusammenbruch vom Mai 1945 nahmen Bergwerksbetrieb und die Ausbildung in Lehrwerkstatt und Lehrrevier ihren Betrieb nach kurzer Unterbrechung wieder auf. Das Schulgebäude war von einer britischen Besatzungseinheit beschlagnahmt. Der Berufsschulunterricht konnte erst am 6. 3. 1946 wieder aufgenommen werden. Am 4. 3. 1946 hatte die Militärregierung die Genehmigung dazu erteilt. Das Ausbildungswesen blühte rasch wieder auf. Bereits 1947 überstieg die Lehrlingszahl den Höchststand der Jahre 1939-1942.

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  Sie betrug:  

  1952
1954
1959
436 Lehrlinge
551
508

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Sie setzte sich bis 1960 zu 2/3tel aus Berglehrlingen und zu je 1/6tel aus Betriebsschlossern und Starkstromelektrikern zusammen. Im Februar 1955 nahm auch die Bergvorschule wieder ihren Unterrichtsbetrieb auf. Seit jenem Zeitpunkt wurden in 25 einjährigen Lehrgängen rund 400 bewährte junge Fachkräfte aus dem Betrieb auf den Besuch der Berg- und Hüttenschule Clausthal vorbereitet. Die Veränderungen auf dem Energiemarkt sowie die dadurch bedingten Betriebseinschränkungen und Personalabbau blieben auch in Ibbenbüren nicht ohne Einfluss auf die Nachwuchssituation. Stellte die Gruppe der Berglehrlinge und Bergjungarbeiter bisher zwei Drittel aller Nachwuchskräfte, so sank ihr Anteil ab 1960 auf ein Drittel ab. Mitte der 60er Jahre kam die Berglehrlingsausbildung völlig zum Erliegen. Die veränderte Situation auf dem Ausbildungssektor löste erhöhte Anstrengungen aus: 1962 wurde für die Unterstufe der 2. Berufsschultag je Woche eingeführt. 1963/64 erhielt die Bergberufsschule ein neues Gebäude und 1967 wurde der Ausbildungsabteilung der Südabschnitt der neu errichteten Werkstatthalle III als Lehrwerkstatt zur Verfügung gestellt. Mit ihrer "gestaffelten Ausbildung" führte die PREUSSAG ab 1969 die Erprobung eines eigenen Ausbildungsmodells durch und verwirklichte damit die Chancengleichheit. Hier wurden Jugendliche, die wegen eines schulischen Versagens nicht das Abschlusszeugnis der Haupt- bzw. Sonderschule erhalten hatten, zu Betriebs- und Maschinenwerkern ausgebildet. In der 3. Jahrgangsstufe erreichten jeweils 34,4% bis 44,1% der Auszubildenden in den einzelnen Lehrgängen den vollen Ausbildungs-Abschluss und bestanden die Facharbeiterprüfung vor der IHK. In den 70er Jahren wurden die Anstrengungen auf dem Ausbildungssektor zielstrebig weiter verstärkt.

Am 12. 12. 1972 verabschiedete der Gesetzgeber die Bestimmungen zur Neuordnung der Ausbildung in den Elektroberufen. Daraufhin traten am 1. 8. 1973 die ersten Jugendlichen in die Stufenausbildung Elektro ein. (Berufsziel: Elektro-Anlagen-Installateur/Energieanlagen-Elektroniker). 1975 wurde die bergtechnische Ausbildung mit der 1. Gruppe von 20 Bergmechanikern wiederaufgenommen. Die technische Revolution im Bergbau setzte auch für die Ausbildung neue Maßstäbe. Am 30. Juni 1976, ein Jahr nach dem Neubeginn in Ibbenbüren, wurde die Verordnung über die Berufsausbildung zum Bergmechaniker im Bundesgesetzblatt verkündet. Damit stand auch die auf ein hohes technisches Niveau zugeschnittene Ausbildung im Bereich Bergtechnik auf einer gesicherten rechtlichen Grundlage. Den staatlichen Aktivitäten auf dem Ausbildungssektor standen massive Anstrengungen der PREUSSAG-KOHLE gegenüber. Am 3. 12. 1976 wurde der Grundstein zum neuen PREUSSAG-Ausbildungszentrum gelegt. Nach einer Rekordbauzeit von 10 Monaten konnte der 1. Bauabschnitt am 5. September 1977 im Rahmen einer Feierstunde an den Ausbildungslehrgang 1977/80 übergeben werden. In seiner Festansprache führte Ausbildungsleiter Walter Krause u.a. aus:

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Die bergbauliche Ausbildung hat sich dem Fortschritt stets verpflichtet gefühlt, sie hat aber auch Bewährtes gepflegt und weiterentwickelt. Sie wird auch künftig die Möglichkeit zur Erprobung neuer Ausbildungsmodelle und -wege aufgreifen, den Austausch von Erfahrungen fordern - und last not least - um Steigerung ihres Wirkungsgrades bemüht sein

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Im September 1979 konnte der 2. Bauabschnitt des neuen Ausbildungszentrums und im Sommer 1981 schließlich der 3. und letzte Bauabschnitt seiner Bestimmung übergeben werden. Damit wurden in einem 5-Jahres-Zeitraum, quasi auf der grünen Wiese rund 265 moderne Ausbildungsplätze geschaffen. Die anlässlich der Übergabefeier des neuen Ausbildungszentrums 1977 angedeuteten Ziele wurden bis zum Druck dieses Buches systematisch angegangen. Nach Abschluss des PREUSSAG-internen Modellversuchs "Gestaffelte Ausbildung" wurden von 1975 bis 1979 jeweils einjährige Lehrgänge "zur Verbesserung der Eingliederungsfähigkeit berufsunreifer Jugendlicher" durchgeführt. Träger dieser Sondermaßnahme war die Arbeitsverwaltung. Mit Beginn des Ausbildungsjahres 1979 folgte der nächste Schritt: Für ausbildungswillige Schüler ohne Abschlusszeugnis wurden im Rahmen des neu geschaffenen Berufsvorbereitungsjahres an der Berufsschule 2 Klassen eingerichtet. Das Berufsvorbereitungsjahr entwickelte sich zu einer ständigen Einrichtung und zur späteren Vorstufe für die Ausbildung des Berg- und Maschinenmannes. Im Juni 1979 wurden die gesetzlichen Bestimmungen wirksam. Am 1. 9 1980 nahm die erste Gruppe von Berg- und Maschinenleuten mit 21 Teilnehmern die 2jährige Berufsausbildung auf. Die Einstellung von Auszubildenden konnte von Jahr zu Jahr gesteigert werden und durfte mit annähernd 185 im Jahre 1982 einen Spitzenwert erreichen. (vergleiche grafische Darstellung.) Im gleichen Maße konnte der Anteil der in den bergtechnischen Berufen ausgebildeten Jugendlichen kontinuierlich bis auf 80 v.H. gesteigert werden. Aber auch die Qualität der Ausbildung konnte beharrlich erhöht werden. In den Jahren 1980/1981 wie auch 1982 konnten auch zahlenmäßig starke Ausbildungsjahrgange geschlossen durch die Ausbildungs-Abschlussprüfungen geführt werden und damit Ergebnisse von

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Berufskolleg der RAG
spacer Quelle RAG

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Die DSK Anthrazit hat ein eigenes Berufskolleg an der Alpenstraße, früher Bergberufsschule genannt - eine private berufsbildende Ersatzschule, deren Träger das Unternehmen ist.

Mehr als 2.500 junge Menschen haben während der vergangenen Jahre bei der DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH ihre Ausbildung absolviert und damit die ersten Schritte ins Berufsleben getan. Die Ausbildung bei der DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH ist wesentlicher Bestandteil der Personalentwicklung des Unternehmens. Zurzeit hat also jeder Auszubildende nach Abschluss seiner Ausbildungszeit die Chance auf einen Arbeitsplatz im erlernten Beruf... Die DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH bildet auch zukünftig in dreieinhalbjähriger Ausbildungszeit Energieelektroniker für Betriebstechnik und Industriemechaniker aus. Mit der Neuordnung in den industriellen Metall- und Elektroberufen ist dort zukünftig eine flexiblere Ausbildung möglich. Eine Zwischenprüfung wie bislang gibt es nicht mehr, dafür nach 21 Monaten die Abschlussprüfung Teil 1, deren Resultat zu 40 Prozent in das Endergebnis mit einfließt...Im Berufskolleg werden schwerpunktmäßig Projekte mit komplexen Arbeitsaufträgen durchgeführt, welche die Eigeninitiative fördern und entwickeln sollen. Dabei sind natürlich die Betriebe besonders gefordert. Die räumliche Nähe von Schule und Betrieb wirkt sich dabei natürlich positiv aus, da sich so die Projekte zwischen den beiden Lernorten gut koordinieren lassen. "Ein besonderer Vorteil der Ausbildung bei der DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH liegt in der engen Verknüpfung zwischen Ausbildung, Betrieb über und unter Tage und dem Berufskolleg", erzählt Arbeitsdirektor Jürgen Kohl nicht ohne Stolz. Der Berufsschulunterricht zählt als Ausbildungszeit und findet als zweiwöchiger Blockunterricht statt. Das ermöglicht in Verbindung mit dem Blockunterricht die Vermittlung zusammenhängender Ausbildungsabschnitte und die ideale Verschmelzung der im dualen System bestehenden Lernorte Betrieb und Schule. Die mit der Ausbildung befassten Personen stehen darüber hinaus in intensivem Kontakt, um die Qualität der Ausbildung ständig weiter zu entwickeln und zu verbessern..."

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Studienrat Anton Rosen
Ibbenbüren besaß vor 130 Jahren eine Bergschule Heute erhalten die Lehrlinge der Preussag eine geweitete Ausbildung
IVZ 31.12.1969

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Im Mittelalter waren weder die Bergleute noch die Steinhauer organisiert. Dieser Zustand herrschte bis zum 20. Jahrhundert. In der Regel blieb der Vater sowohl im Steinbruch als auch im Bergwerk der Lehrherr. Da sowohl Steinhauer als auch Bergleute keiner Zunft angehörten, blieb auch die Beaufsichtigung der Lehrlingsschulung offen. Schon mit 14 Jahren konnte der Knabe seinen Vater im Steinbruch unterstützen. In den Schacht durfte der angehende Bergmann erst nach Vollendung des 17. Lebensjahres einfahren. Eine schulische Ausbildung erhielten die Lehrlinge überhaupt nicht. Erst im Winter 1925/26 richtete die Bergbehörde in den Räumen der evangelischen Schule auf dem Schafberg eine bergmännische Berufsschule ein. Einmal in der Woche erhielten die Jungbergleute drei Unterrichtsstunden, die von zwei nebenamtlichen Lehrkräften erteilt wurden. Vom Jahr 1933 ab stellte das Werk nicht nur die modern eingerichteten Klassenräume, sondern auch fachliche Lehrkräfte zur Verfügung. Diese neu gegründete bergmännische Berufsschule unterstand fortan der Aufsicht des Oberbergamtes in Dortmund. Im Winterhalbjahr 1937/38 wurde die schulische Ausbildung auch auf die am Werk tätigen Handwerkerlehrlinge (Schlosser, Schmiede, Schreiner, Elektriker) ausgedehnt. Die Schülerzahl stieg von Jahr zu Jahr, so dass sie 1943 600 Schüler betrug. Heute, 1969, beschäftigt das Steinkohlenbergwerk neben vielen Jungbergleuten etwa 150 Lehrlinge. Schließlich muss noch die Knappschaftsschule auf dem Dickenberg erwähnt werden. Um den Bergmannskindern aus den Bauerschaften Püsselbüren, Uffeln und Bockraden die weiten Schulwege zur Stadtschule zu ersparen, wurde für diese Kinder vom Bergwerk eine eigene Schule auf dem Dickenberg gebaut. Das Schulhaus war 1797 fertig, der erste Lehrer Meyer wurde zum Teil vom Bergwerk besoldet.
Es dürfte nur wenigen bekannt sein, dass Ibbenbüren vor 130 Jahren eine eigene Bergschule besaß. Der Mangel an geeigneten Kräften zur Führung und Beaufsichtigung des Grubenbetriebes veranlasste die Bergverwaltung im Jahr 1839 in der Stadt eine Bergschule zu gründen. Die Schule sollte befähigte, in der praktischen Bergarbeit eingeübte Männer zu Aufsichtspersonen heranbilden. Der Lehrkursus dauerte zwei Jahre und umfasste folgende Unterrichtsfächer: Schönschreiben, Rechnen, Mathematik, Deutsch, Zeichnen, Chemie, Physik, Mineralogie, Bergbau- und Markscheidekunde. Der Unterricht wurde im Kommissionszimmer des Bergamtsgebäudes (heute Rathaus) abgehalten. Mit Rücksicht darauf, dass die Schülerzahl allmählich abnahm, und da außerdem der Bedarf nicht sehr groß war, wurde die Bergschule, aus der mancher tüchtige Werksbeamte hervorgegangen ist, im Jahr 1857 geschlossen. Seit 1938 bestand in Ibbenbüren die Bergvorschule, die die jüngeren Bergknappen auf die Steiger-Laufbahn vorbereitete. Nach Absolvierung dieser Anstalt besuchen die Steiger-Anwärter die Bergschulen in Bochum oder in Clausthal. Während der Ausbildungszeit werden sie vom Bergwerk finanziell unterstützt.

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DIE KNAPPSCHAFTSSCHULE AUF DEM DICKENBERG Ibbenbüren eint und jetzt,
spacer A. Rosen

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Am 21. Dezember 1789 stellte der geistliche Inspektor und reformierte Prediger Horkel-Lingen beim König den Antrag auf Errichtung einer protestantischen Nebenschule auf dem Dickenberg. Sie sollte für die Bergmannskinder aus den Bauerschaften Püsselbüren, Uffeln und Bockraden sein, die der weiten Wege wegen nicht gut die Hauptschule in der Stadt besuchen konnten. Am 5. Januar 1797 wurde das Bergamt beauftragt, den Bau des Schulhauses in Angriff zu nehmen. Domänenrat Mauve legte am 19. Juni 1797 die Baustelle zwischen dem alten Bergamtshaus und dem späteren Abendsternschacht fest. Wegen der Aufbringung des Lehrergehaltes hatte man sich dahin geeinigt, dass 50 Rtlr. aus der Tecklenburgisch-Lingenschen Mineralienkasse und 30 Rtlr. von dem Oberschulkollegium gezahlt werden sollten. Außerdem gewährte das Bergwerk dem Lehrer Meyer, dem 1806 Drees folgte, jährlich 30 Ringel = 1,833 Tonnen Kohlen. Während der französischen Fremdherrschaft kam die Gehaltszahlung nicht nur ins Stocken, sondern ein Teil kam überhaupt nicht zur Auszahlung.

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1813 wurde die Gehaltszahlung zwar wieder geregelt, musste aber von 1822 ab ganz von der Knappschaftskasse aufgebracht werden. Von 1874 ab wurde diese Schule von der Gemeinde Ibbenbüren übernommen. Eingesessenen besuchten sie. Letztere mussten für diese Vergünstigung jedoch eine entsprechende Vergütung entrichten. Lehrer Drees wird als ein geschickter und fähiger Schulmann gerühmt. Diese Simultanschule muss auf dem Dickenberg recht lange bestanden haben, selbst dann noch, als in Püsselbüren ein eigenes Schullokal errichtet und ein katholischer Lehrer endgültig angestellt war.

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Altes Berufsschulgebäude 1938
 
     
Altes Bergberufsschulgebäude 1938
 


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Schlüsselübergabe am Berufskolleg der RAG
spacer Quelle RAG

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Am Freitag, dem 01.Dezember 2017 fand feierlich die Schlüsselübergabe am Berufskolleg der RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH statt. Nach fast siebzig Jahren erfolgreicher Arbeit fand nun der letzte Unterricht am Berufskollegs am Schafberg statt. Über 12000 junge Menschen wurden dort für das Bergwerk ausgebildet. Ein bisschen wehmütig übergaben Arbeitsdirektor Jörg Buhren-Ortmann und Schulleiter Jürgen Strübbe den eigens in der Ausbildungswerkstatt angefertigten Schlüssel symbolisch an den neuen "Hausherrn" Christian Schneider. Das Schulgebäude wurde für die Zeit der Sanierung von der RAG Anthrazit angemietet. Herr Bokern, Abteilungsleiter für das Duale System freut sich ebenfalls über die schönen Ausweichräume am Schafberg.

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50 Jahre Bergberufsschule 1925-1975
spacer Preussag Kohle - Von Walter Krause, Leiter der Ausbildung

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Vorwort
Vor 50 Jahren hat die werkseigene Berufsschule ihre Tätigkeit aufgenommen. Über 4000 junge Menschen haben seitdem die Schule besucht. Ein solches Jubiläum gibt Veranlassung, die zurückliegende Zeit, aber auch die vor uns liegende Entwicklung kritisch zu würdigen.
Vorweg:
Es war eine g1ückliche Entscheidung des Bergbaus, vor fünf Jahrzehnten die Einrichtung einer Berufsschule selbst in die Hand zu nehmen und nicht darauf zu warten, bis die allgemeine Berufsschulpflicht etwa 10 Jahre später verwirklicht wurde. Die frühzeitige Initiative wirkte sich auch insoweit positiv aus, a1s trotz Krisenzeiten, Lehrermangel, Reformvorhaben etc. seit 50 Jahren an der Berufsschule praktisch kein Unterricht ausgefallen ist, interessierten Auszubildenden konnten sogar zusätzliche Arbeitsgemeinschaften angeboten werden. Die unmittelbare räumliche Nachbarschaft, die personelle und organisatorische Verbindung zwischen Schule und Betrieb ermöglicht die für die Ausbildung so wichtige ständige Abstimmung der Lerninhalte. Kurzum, das duale System konnte bei der Preussag AG Kohle unter optimalen Voraussetzungen praktiziert werden und so ist es kein Wunder, wenn die Prüfungsergebnisse wesentlich über dem Durchschnitt des Kammerbezirkes liegen. Ein weiterer Vorteil des dualen Systems wird in letzter Zeit Deutlicher. Die Einschaltung der Betriebe bei der Ausbildung verhindert, dass im größeren Umfang am Bedarf vorbei ausgebildet wird. Nicht die Zahl und Qualifikation der Auszubildenden bestimmt die Art der Arbeitsplätze in der Industrie und in den Dienstleistungsbetrieben, sondern umgekehrt.
Es ist überraschend feststellen zu müssen, dass im Bildungswesen zum Leidwesen der betroffenen jungen Menschen nicht selten diese Selbstverständlichkeit übersehen worden ist. Die oft zitierte Lehrerschwemme in einigen Bereichen, die weniger bekannte, aber deshalb nicht geringere Technikerschwemme, die Überzahl von Höheren Handelsschülern sind Anzeichen dieser Fehlentwicklung. Hier bedarf es dringend einer umfassenden Reform der Berufsberatung, die auch den Ausbildungsbedarf erfasst. Schließlich ist es leichter, die Ausbildungswünsche den Realitäten anzupassen, a1s jungen Menschen nach einer 3jährigen Investition von Zeit, Geld und Energie einem Verdrängungswettbewerb auszusetzen, bei dem die Lernschwächeren entweder a1s unqualifizierte Hilfskräfte auf der Strecke bleiben oder -wenn sie dazu bereit sind - auf andere Berufe umgeschult werden müssen. Weniger Bildungseuphorie und mehr Bildungsrealität wäre hier geboten.

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Ein ebenfalls noch nicht ge1östes Problem ist die Ausbildung der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss. Jährlich verlassen ca. 100 000 Jugendliche die Schule ohne die nach dem Gesetz vorgeschriebenen Voraussetzungen für eine ordentliche Berufsausbildung zu erfü11en. Die Preussag AG Kohle hat sich dieser Jugendlichen schon 1969 angenommen und sie hat "am Rande der Legalität" mit diesen Jugendlichen auf jeweils ein Jahr befristete Ausbildungsverträge abgeschlossen, die nach erfolgreicher Zwischenprüfung jeweils erneuert wurden. Der Erfolg gab diesem Vorhaben Recht. Ca. 1/3 dieser Jugendlichen bestand nach 3 bis 4 Jahren die Facharbeiterprüfung. Zurzeit wird in Verbindung mit den zuständigen Ministerien ein System erarbeitet, das die Ausbildung dieser Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss offiziell sanktioniert. Auch wenn es sich bei der Bergberufsschule Ibbenbüren um eine relativ kleine Einheit handelt, hat sie sich in der Vergangenheit als besonders leistungs- und anpassungsfähig erwiesen. Dies berechtigt zu der Hoffnung, dass sich diese Entwicklung auch in Zukunft fortsetzt.
Vorstandsvorsitzender der Bergberufsschule

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  INHALT

1.0 - Die Dickenberger Knappschaftsschule
2.0 - Die Bergschule Ibbenbüren
3.0 - Von der Fortbildungs- zur Berufsschule
4.0 - Die Gründung der Bergberufsschule Ibbenbüren
5.0 - Die Entwicklung der Bergberufsschule
5.1 - Die Bergberufsschule im 1. Jahrzehnt ihres Bestehens
5.2 - Die weitere Ausbauphase
5.3 - Der Wiederbeginn nach 1 945
5.4 - Die strukturellen Veränderungen der Bergberufsschule während der Kohlenkrise
6.0 - Aufgaben und Chancen der Bergberufsschule
 


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1. Die Dickenberger Knappschaftsschule

Geschehnisse lassen sich rückwirkend häufig, gebündelt wie ein Kapitel in geschichtliche Abläufe, eingliedern. Im Gesamtrahmen einer 500-jährigen ununterbrochenen, bis in unsere Tage von Höhen und Tiefen gekennzeichneten Entwicklung nehmen sich die hier zu betrachtenden fünf Jahrzehnte des Ibbenbürener Bergbaus wie ein einzelnes Glied einer langen Kette aus. Während wir auf die vor 50 Jahren erfolgte Gründung der Bergberufsschule in Ibbenbüren zurückblicken, sind auf den Tag fast genau 5 Jahrzehnte vergangen, a1s hier ein früheres Kapitel "Bergbau und Schule" geschlossen wurde" Rund 100 Jahre lang hat auf dem Dickenberg in der Nähe des ehemaligen Abendsternschachtes die Dickenberger Knappschaftsschule bestanden. Die Bemühungen, für die Kinder der in den Bauernschaften Bockraden, Püsselbüren und Uffeln ansässigen Bergleute eine Schule ins Leben zu rufen, reichen bis in die letzten Jahre des 18.Jahrhunderts zurück. Die Pastöre Rump aus Ibbenbüren und Horkel aus Lingen beantragten am 21.Dezember 1789 beim preußischen König die Errichtung einer protestantischen Schule für den Bereich des westlichen Kohleabbaugebietes. Die Finanzierung des damaligen Schulbauvorhabens bereitete große Schwierigkeiten. Erst am 5. Januar 1797 wurde das damalige königlich-preußische Bergamt in Ibbenbüren beauftragt, den Neubau des beantragten Schulgebäudes Vorzunehmen. Ein halbes Jahr später, am 19. Juni 1797, wurde die Baustel1e für den ersten Bau eines Schulhauses im Bereich des Dicken- berges von dem im Dienste des Königs von Preußen stehenden Kriegs- und Domänenrat Mauve zwischen dem Bergamtsgebäude und dem etwa 25 Jahre später errichteten Abendsternschacht festgelegt.

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Knapp zehn Jahre lang hat ein Herr Meyer als erster Lehrer an dieser Schule gewirkt. Ihre Bezeichnung a1s Dickenberger Knappschafts- schule im Volksmund ist darauf zurückzuführen, dass die Schule anfänglich nur von Bergmannskindern besucht wurde, und die Auf- bringung der Mittel für das Lehrergehalt fast 100 Jahre lang der Knapp- schaftskasse ob1ag. So ist überliefert, dass der a1s erster Lehrer tätige Meyer ein Jahresgehalt von 80 Reichstalern und ein Kohlen- Deputat von 30 Ringeln (1.833 t) erhielt. Nach Vertreibung der französischen Besatzung in den Befreiungskriegen von 1813 - 1815 ist das Lehrergehalt für den Nachfolger Meyers von der preußischen Generalverwaltung auf 100 Reichstaler festgesetzt worden. Die schlechte Finanzlage der Knappschaftskasse führte bis 1850 wieder- holt zum Einschreiten des Königlich Preußischen 0berbergamtes Ibbenbüren und dessen Bereitschaft, im Fa1le besonderer Notlagen das Lehrergehalt aus seiner Grubenkasse zu bestreiten. Das am 10. April 1854 wirksam gewordene Knappschaftsstatut schrieb aber ausdrücklich die Lehrerbesoldung aus Mitteln der Knappschafts- Kasse vor. Bei dieser Regelung ist es bis 1873 geblieben. Laut Beschluss des Schulvorstandes und der Schulgemeinde Dickenberg- Pommer-Esche vom 15. September 1873 und der Vertretung der Landgemeinde Ibbenbüren vom 23.9.1873 ging die Knappschaftsschule Dickenberg mit Genehmigung des preußischen Ministers des Innern in das Eigentum der Gemeinde Ibbenbüren über.

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2. Die Bergschule Ibbenbüren

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Die Belegschaftsentwicklung im Ibbenbürener Revier ist in den vergangenen Jahrhunderten von Zügen geprägt worden, die auch das Bild der letzten Jahrzehnte nachhaltig bestimmt haben. Es darf heute a1s sicher gelten, dass etwa bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts die bäuerliche Bevölkerung aus dem Raume Ibbenbüren - Mettingen - Recke die Bergleute für die Gruben stellte. Die Steigerung der Kohlenförderung durch die königlich-preußische Verwaltung hat schließlich dazu geführt, dass von dieser Zeit an Bergleute aus anderen deutschen Revieren für bergmännische Arbeiten in Ibbenbüren angeworben wurden. Alte Ibbenbürener Knappschaftsrollen weisen mit Namen wie Eisleben, Mansfeld, Clausthal- Harz, Wettingen-Sachsen, Schmalkalden-Hessen etc. auf unter- schiedliche Herkunftsgebiete der zugewanderten Bergleute hin. Entsprechend rekrutierte sich der Stamm der Steiger und bergmännischen Aufsichtspersonen viele Jahrzehnte lang durch Zuzug aus den o.g. Gebieten. Der akute Mangel an geeigneten Führungskräften führte schließlich im Jahre 1839 zur Gründung einer eigenen Bergschule für Ibbenbüren. Die Initiative ging von der königlich-preußischen Bergverwaltung aus und zielte darauf ab, aus dem Kreise der in Ibbenbüren ansässigen Bergleute besonders befähigte und tüchtige Hauer zu Aufsichtspersonen heranzubilden. Die Ausbildung dauerte 2 Jahre und war in einen theoretischen und praktischen Teil Gegliedert. Der Lehrplan muss aus der Sicht der damaligen Gegebenheiten a1s recht anspruchsvoll bezeichnet werden. Er umfasste die Unterrichtsfächer

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  Deutsch
Schönschreiben
Rechnen
Mathematik
Zeichnen
Physik
Chemie
Mineralogie
Bergbau- und Markscheidekunde
 

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Rickelmann berichtet, dass anfänglich ein besoldeter Lehrer, der Kandidat Meese, die Fächer Deutsch, Rechnen und Mathematik unter- richtet hat. Das Erteilen des Unterrichts in den naturwissenschaftlichen Fächern Chemie und Physik oblag einem Ibbenbürener Apotheker und in den übrigen Fächern Beamten des Bergamtes in Ibbenbüren. Es darf als gegeben angenommen werden, dass von Seiten des Bergamtes ein erhebliches Engagement in der Bergschulangelegenheit bestanden haben muss, denn während der gesamten Dauer des Bestehens dieser Schule wurde der Unterricht in Bergamtsgebäude abgehalten. 1857 wurde der Lehrbetrieb in Ibbenbüren eingestellt. Die für die Ausbildung zum Steiger ausgewählten Kandidaten besuchten ab diesem Zeitpunkt die Bergschule in Bochum. Im Jahre 1934 traten die Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren dem Clausthaler Bergschulverein bei, unter dessen Trägerschaft die im Jahre 1775 gegründete Bergschule in Clausthal betrieben wird. Seit jener Neuorientierung vermittelt die traditionsreiche Harzer Berg- und Hüttenschule dem Ibbenbürener Nachwuchs das Rüstzeug für die spätere Tätigkeit im technischen Aufsichtsdienst des Bergwerksbetriebes.

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3. Von der Fortbildungs- zur Berufsschule

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Das Deutschland des 18. und 19. Jahrhunderts wurde politisch durch die Existenz Dutzender von Klein- und Kleinstaaten geprägt. In Gegensatz zu dieser staatlichen Zerrissenheit hatte die Zugehörigkeit einer Nation, hatten gemeinsame Sprache und kulturelles Erbe auf dem Gebiet des Bildungswesens weitgehend einheitliche Formen entstehen lassen. Überall, in Bayern, Preußen und den an- deren Teilen Deutschlands waren Volksschulen entstanden. Gleichzeitig bildete aber eine Reihe von Universitäten die höchste Stufe des damaligen Bildungswesens, die mit ihrer Ausstrahlungskraft die von zahleichen Zufä11en abhängigen Grenzen der Fürstentümer und Kleinstaaten überwanden. In einer solchen Periode staatlicher Vielfältigkeit erfolgt vor rund 200 Jahren die Gründung der deutschen Bergschulen

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Clausthal/Harz 1775,
Freiberg/Sachsen 1777,
Steben /Bayern 1793
und Bochum 1816
 

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Die Idee und Notwendigkeit, den heranwachsenden Führungskräften des Bergbaus neben der praktischen eine angemessene schulisch-theoretische Ausbildung zu vermitteln, hatte vor den Schlagbäumen der innerdeutschen Grenzen nicht haltgemacht.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatten sich prallell dazu über- all in Deutschland gewerbliche Sonntags- und Fortbildungsschulen durchgesetzt. Sie entstanden weitgehend in Anlehnung an bereits bestehende Volksschulen und sollten Lehrlingen und Gehilfen das Rüst- zeug für den beruflichen Aufstieg vermitteln. Derartige Fortbildungs- schulen bestanden auch vor mehr a1s 100 Jahren im Tecklenburger

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Land. Im Band "AMT IBBENBÜREN" der Verlagsanstalt für Städtebau, Berlin, wird auf Seite 31 auf die Einrichtung einer Handwerkerfort- bildungsschule in Ibbenbüren im Jahre 1855 hingewiesen. Im Jahre 1865 erwähnte der Landrat von Teeklenburg Zeichen- und Fortbildungs- schulen in Ibbenbüren, Mettingen und Hörstel. Da diesen Schulen weder von den Gemeinden noch vom Staat Unterstützung zuteilwurde, war ihr Unterrichtsbetrieb erheblichen Beschränkungen unterworfen. Zu einer Ausweitung der Fortbildungsschulen auf den Bergbau kam es infolge des Allgemeinen Berggesetzes für die PREUSSISCHEN STAATEN vom Jahre 1865 nicht mehr. Wie der Lehrling durch Zusammenarbeit mit dem Gesellen und Meister seit Generationen sein Handwerk einst von der Pike auf erlernte, war auch die Nachwuchsausbildung im Bergbau in ähnlichen Bahnen verlaufen. Hier war es der Familienvater, der erfahrene Hauer, der seine heranwachsenden Söhne mit in die Grube nahm. Auch hier lernte der Jüngere durch jahrelanges Zusammenarbeiten mit dem Älteren, mit dem Erfahrenen, und erwarb sich auf diese Weise das handwerkliche Können und erforderliche Wissen, um den vielfältigen Aufgaben im Berg gewachsen zu sein. Das Allgemeine Berggesetz von 1865 brachte für die Bergbautreibenden eine weitgehende Liberalisierung, für den Bergmannsstand jedoch eine tiefgreifende Änderung seines sozialen Status. Es führte für den Bergmann den freien Arbeitsvertrag ein und stellte diesen damit dem ungelernten Industrie- Arbeiter gleich. 75 Jahre mussten vergehen, bis diese Entscheidung korrigiert und der Bergmannsberuf wieder zum Lehrberuf aufgewertet wurde.
Die Fortbildungsschulen verharrten über lange Jahrzehnte in einem unbefriedigenden Zustand. Erst der Ausgang des 1.Weltkrieges und die mit ihm verbundenen Opfer an Blut und Gut führten zur Belebung des Berufsschulgedankens. Staat und Wirtschaft sahen sich nun gleichermaßen vor die Aufgabe gestel1t, dieses drängende Problem anzugehen. Die in der Regierungsverantwortung stehenden Sozialdemokraten setzten 1919 in der gesetzgebenden Preussischen Landesversammlung die Fortbildungsschulpflicht für die bergmännische Jugend durch. Unter dem Vorsitz von KERSCHENSTEINER, der als einer der geistigen Väter der Berufsschule gi1t, definierte die Reichsschul- Konferenz ein Jahr später die Ziele für die beruflichen Schulen:

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Die Berufsschule hat die Aufgabe, die Schüler durch Ergänzung und Vertiefung ihrer beruflichen Ausbildung in der leistungsfähigen Teilnahme am Arbeitsleben des Volkes zu fördern, durch staats- bürgerliche Belehrung und Pflege staatsbürgerlichen Gefühls für die Erfüllung ihrer späteren Aufgaben innerhalb des staatlichen Lebens vorzubereiten, zur Weckung und Pflege des allgemeinen Bildungs- drangs, zur Freude an geistiger Beschäftigung jeglicher Art zu erziehen und an ihrer körperlichen Ertüchtigung mitzuarbeiten.

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4. Die Gründung der Bergberufsschule Ibbenbüren

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Mit der Verabschiedung einer Kreissatzung für die Berufs- (Fortbildungs-)Schulen des Kreises Tecklenburg führte dieser als erster Kreis im Regierungsbezirk Münster und als zweiter im damaligen Lande PREUSSEN am 18.3.1925 für die schulentlassenen männlichen Jugendlichen die Berufsschulpflicht ein. Dieser Schritt des Kreises Tecklenburg war nicht Meilenstein, er brachte nur zum Ausdruck, dass hier die Angelegenheit bereits konkrete Formen angenommen hatte. Im Archiv der PREUSSAG AG Kohle erhaltene Schriftstücke berichten über Verhandlungen zwischen der Amtsverwaltung Ibbenbüren und der damaligen Berginspektion Ibbenbüren, der PREUSSISCHEN BERGWERKS und HÜTTEN AG. Bereits im März 1925 waren die Standpunkte klar definiert: Der Amtsverwaltung ging es um die Einbeziehung des bergmännischen Nachwuchses in eine allgemeine gewerbliche Fortbildungs- schule. Dabei dürften insbesondere finanzielle Erwägungen im Vordergrund gestanden haben. Die Bemühungen der Berginspektion Ibbenbüren und der durch sie vertretenen Pachtgrubenbesitzer zielten jedoch auf die Errichtung einer eigenständigen bergmännischen Berufsschule ab.
Erne wichtige Vorentscheidung fiel bereits am 24.4.1925. In einer an diesem Tage im Hotel QUARITSCH in Ibbenbüren stattfindenden Verhandlung zwischen Vertretern des PREUSSISCHEN OBERBERGAMTS in Dortmund, des Bergrevierbeamten des Bergreviers in HAMM, der Berginspektion Ibbenbüren und der Pachtgrubenbesitzer wurde das 0berbergamt beauftragt, alle erforderlichen Schritte zur Errichtung einer bergmännischen Berufsschule in Ibbenbüren einzuleiten. In einem Schreiben vom 8.5.1925 teilte Dr. Schultz, der damalige Landrat des Kreises Tecklenburg dem 0berbergamt in Dortmund mit, dass er die Errichtung einer bergmännischen Berufsschule in Ibbenbüren im Namen des Kreisausschusses Tecklenburg sehr begrüße und der Schule jede nur mögliche Unterstützung angedeihen lassen werde. Die darauf folgenden Monate brachten den Abschluss der Vorarbeiten für die Aufnahme des Unterrichts. Am 9.10.1925 gingen den Lehrern WIEMERSLAGE und MEIER die endgültigen Schülerlisten zu, weitere 4 bzw. 5 Tage später wurde dem Oberbergamt in Dortmund und den Landrat in Tecklenburg mitgeteilt: dass mit dem Unterricht in der zu errichtenden bergmännischen Fortbildungsschule an Dienstag, den 2. November 1925 begonnen werden wird. Der Unterricht soll Dienstag- und Freitagnachmittag von 4.30 Uhr bis 7.30 Uhr in der evangelischen Schule Schafberg stattfinden und wird erteilt werden von dem Berufsschullehrer WIEMERSLAGE und dem Fachschullehrer STEIGER MEIER. Dem Oberbergamt wurde mit gleichem Schreiben der Entwurf einer Satzung für die bergmännische Berufsschule vorgelegt. Die Anerkennung der bergmännischen Berufsschule Ibbenbüren als Ersatzschule erfolgte durch Beschluss des Oberbergamtes Dortmund als oberster Schulaufsichtsbehörde am 30.1.1926. Am 12.2. des gleichen Jahres ging folgendes im ORIGINAL erhaltene Schreiben bei der Berginspektion Ibbenbüren ein: Siehe Foto -Ersatzschule- Die Regierung in Münster hatte den Beschluss zur Anerkennung der neuen Schule bereits in ihrem Amtsblatt am 6. Februar 1926 veröffentlicht.

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5.1 - Die Bergberufsschule in ersten Jahrzehnt ihres Bestehens

Das Oberbergamt hatte den Steinkohlenbergwerken Ibbenbüren den Bezirks-Berufsschuldirektor Haarmann von der Westfälischen Berggewerkschaftskasse Bochum, dem Träger der bergbaulichen Schulen an der Ruhr, a1s Berater zur Verfügung gestellt. Damit war sichergeste11t, dass Aufbau und Unterricht an sämtlichen westfälischen Berg- Berufsschulen nach einheitlichen Richtlinien erfolgen konnten. Bezirksschuldirektor Haarmann händigte den Herren Wiemerslage Und Meyer im Namen des Oberbergamtes Dortmund den Lehrauftrag aus, so dass die Unterrichtstätigkeit nach einer verhältnismäßig kurzen Vorbereitungsphase aufgenommen werden konnte. Auf Veranlassung des Kreises Tecklenburg wurden die Räume der in der Nähe des von Oeynhausen-Schachts gelegenen Schafberger Schule für die Durchführung des Unterrichtes zur Verfügung gestellt.

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Amtsblatt der Regierung zu Münster von 1926 Siehe Foto -Ersatzschule-

Schreiben des Preußischen Oberbergamtes an die Preussag von 1926 Wir haben gegen den Wortlaut der Satzung keine Bedenken. Einer besonderen Genehmigung bedarf es nicht. Wir haben die Schule als Ersatzschule anerkannt.

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Die erforderlichen Lehr- und Lernmittel wurden vom Schulträger, den Steinkohlenbergwerken Ibbenbüren, beschafft. Der Unterricht wurde in der Anfangsphase in 2-wöchigem Wechsel ertei1t. Dazu wurden die 14- und 15-jährigen sowie 16- und 17jährigen Bergjungleute klassenweise in einer Unter- und 0berstufe zusammengefasst. Wegen des im Bergbau üblichen Verfahrens von Wechselschichten erhielten jeweils die zur Frühschicht angefahrenen Schüler an 2 Nachmittagen der Woche insgesamt 6 Stunden Unterricht. In der darauffolgenden Woche blieben sie unterrichtsfrei, so dass sich in der Anfangsphase eine wöchentliche Unterrichtszeit von 3 Stunden ergab. Ab 1927 wurde die Unterrichtszeit auf 4 Wochenstunden erhöht. Eine kleine Anzahl von Bergjungleuten, die einen sehr langen Schulweg hatten, wurde zunächst der näher gelegenen Kreisberufsschule Zugewiesen. Die Bergbautreibenden entrichteten dafür Schulbeiträge in Höhe von 3 Mark je Schüler und Jahr. Eine Vergütung der Unterrichtszeit für die Schüler erfolgte erst ab Mai 1938. Der Lehrplan umfasste anfangs die Fächer

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spacer Berufs- und Bergbaukunde
Deutsch, Bürgerkunde
Rechnen und Raunlehre
Gesundheitslehre und Unfallverhütung
 

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Ab 1927 trat Sport als Unterrichtsfach hinzu, der mit kurzzeitigen Unterbrechungen bis zum heutigen Tage a1s Pflichtfach erteilt wird. Zu diesem Zweck hatte das Werk den der Schafberger Schule gegenüber liegenden ehemaligen Zechenplatz der Grube "Johann-Heinrich" angemietet und von den Jugendlichen als Sportplatz herrichten lassen. Ein volles Jahrzehnt lang wurde hier ganzjährig Schulsport getrieben. Die bis zum Schuljahr 1933/34 erhalten gebliebenen Jahresberichte des Geschäftsführers (Schulleiter Wiemerslage) vermitteln den Eindruck von einem disziplinierten, gut geführten Schulbetrieb. Die Zusammenarbeit mit der Zechenverwaltung wird als gut bezeichnet.
Die Schüler besuchten regelmäßig den Unterricht, Erstmalig wurde 1929 eine Polizeistrafe (Sonderunterricht) über 2 Schü1er verhängt, die unentschuldigt den Unterricht versäumt hatten. Im gleichen Jahr wurde die erste Tagesfahrt durchgeführt, bei der das Ziel das Hermanns-Denkmal war. Das Jahr 1930 führte beide Klassen im Rahnen einer 2-Tagesfahrt nach Bremen und Bremerhaven. 1932 besichtigten die Ibbenbürener Schüler während einer 34-tägigen Wanderfahrt (Fahrradtour) die damalige Großzeche Minister Stein", das Hütten- werk der Dortmunder Union sowie Bergmannssiedlungen und Wohlfahrts- Einrichtungen des Bergbaus im Raune Dortmund. Aufgrund der Satzung für die Bergberufsschule berief das 0berbergamt Dortmund am 30.4.1926 den Verwaltungsausschuss für die Bergberufsschule, dem Vertreter des 0berbergamtes, des Regierungs- Präsidenten in Münster sowie Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer angehörten. Gleichzeitig wurde ein Schulvorstand berufen, dem als Vorsitzender Amtmann Dr. Müller (Amt lbbenbrüren), Lehrer Wiemerslage sowie Obersteiger Hirsch und Gewerkschaftssekretär Rotthaus angehörten. Beide Gremien traten in regelmäßigen Abständen zu Besprechungen zusammen und nahmen Schulvisitationen vor.

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5.2 - Die weitere Aufbauphase

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Die Bestrebungen der nationalsozialistischen Regierung zur Beschaffung von Arbeitsplätzen führten im Dezember 1933 zur Ersetzung der nebenamtlich tätigen Lehrkräfte durch stellenlose Lehrer. So wurde auch dem verdienstvollen ersten Schulleiter Wiemerslage die Unterrichtstätigkeit an der Bergmännischen Berufsschule Ibbenbüren nach dem 1.1.1934 nicht mehr gestattet. Alle Bemühungen zur Fortführung dieser Lehrtätigkeit scheiterten am entschiedenen Einspruch der dem Bergbau übergeordneten staatlichen Behörden, die im Übrigen das Unterrichtsfach Bürgerkunde zur Staatsbürgerkunde aufwerteten. Zum 1.1.1934 schied Lehrer Wiemerslage auch a1s Geschäftsführer der Bergmännischen Berufsschule aus. Gewerbelehrer Kramp von der Kreisberufsschule Ibbenbüren trat an seine Stelle. In der Zeit von Ende 1933 bis Anfang 1935 kam es zu dreimaligem Lehrerwechsel.
Die Zuweisung der Lehrkräfte oblag noch immer der allgemeinen staatlichen Berufsschulverwaltung. Die zu diesem Zeitpunkt unbefriedigende Situation führte dazu, dass die Leitung der Berginspektion Ibbenbüren die Bergmännische Berufsschule in der Folgezeit vol1 in den Betrieb integrierte. Bereits 1936 wurde der Diplom-Bergingenieur P1ücker als Berufsschullehrer eingestellt und ihm die praktische und schulische Ausbildung des gesamten Nachwuchses übertragen. Parallel dazu wurde der Ausbau der ersten Unterrichtsräume auf dem Von-0eynhausenschacht in Angriff genommen. Mit dem Ausbau der bisherigen Zechenschmiede zur Anlernwerkstatt setzte im Jahre 1938 der systematische Aufbau des sich in der Folge rasch weiterentwickelnden Ausbildungswesens ein. Betriebliche Ausbildung und schulisch- theoretische Unterrichtung und Bildung wurden zu den tragenden Säulen einer sich gegenseitig ergänzenden und befruchtenden Ausbildungs- Konzeption. Das wachsende Ausbildungsengagement des Unternehmens lässt sich auch vom personellen Zuschnitt der Ausbildungsabteilung ableiten. 1938 traten 70 Jugendliche in die Ausbildung der Zeche ein. Im gleichen Jahr nahmen der österreichische Diplom-Bergingenieur Wallbaum als Ausbildungsleiter und Berggewerbelehrer Lindemann ihren Dienst bei der Ibbenbürener Zeche auf. Mit dem Ausbau der bisherigen Zechenschmiede zur Anlernwerkstatt setzte im Jahre 1938 der systematische Aufbau des sich in der Folge rasch weiterentwickelnden Ausbildungswesens ein. Betriebliche Ausbildung und schulisch- theoretische Unterrichtung und Bildung wurden zu den tragenden Säulen einer sich gegenseitig ergänzenden und befruchtenden Ausbildungs- Konzeption. Das wachsende Ausbildungsengagement des Unternehmens lässt sich auch vom personellen Zuschnitt der Ausbildungsabteilung ableiten. 1938 traten 70 Jugendliche in die Ausbildung der Zeche ein. Im gleichen Jahr nahmen der österreichische Diplom-Bergingenieur Wallbaum als Ausbildungsleiter und Berggewerbelehrer Lindemann ihren Dienst bei der Ibbenbürener Zeche auf.

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Diplom-Ingenieur Wallbaum ging 1939 nach Österreich zurück und Ausbildungsleiter Wiemer trat an seine Stelle. Ausbildungsangebot und die Palette der Unterrichtsfächer in der Bergberufsschule wurden ab 1936 breiter.
Am 1.4.1936 wurde die Ausbildung von Schlossern, Schmieden und Elektrikern aufgenommen. Die Ausbildungszeit betrug zunächst 4 Jahre und schloss eine einjährige bergmännische Grundausbildung ein. Ostern 1937 wurde der Fachkundeunterricht für Schlosser, Schmiede und Elektriker in der Berufsschule aufgenommen.

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Der Reichswirtschaftsminister führte im Februar 1939 durch Erlass die Knappen-Prüfung als Lehrabschlussprüfung für den Bergjungmann ein. Die Ausbildung erstreckte sich in der Regel über 3 Jahre, abweichend davon über 2 Jahre, wenn der betreffende Jugendliche die Ausbildung als 16- oder 17-jähriger aufnahm. Am 10. 9. 1940 wurde die Knappen-Ausbildung durch Erlass des Reichswirtschaftsministers zum anerkannten Lehrberuf erhoben. Gleichzeitig wurden Berufsbild und Prüfungs-Anforderungen staatlich anerkannt. Ab April 1941 wurde nach einem neuen Lehrplan unterrichtet, der in seinem Rahmen durch rechtseinheitliche Pläne vorgegeben war. Von Oktober 1939 bis September 1944 wurde in Ibbenbüren eine Bergvorschule betrieben, über die einige grundlegende Ausführungen Im folgenden Kapitel erfolgen. Insgesamt führten die Kriegsjahre zu mancherlei Einschränkungen des Schulbetriebes, da durch kurzfristig erfolgende Einberufungen zum Wehrdienst häufig Lücken im Lehrerkollegium entstanden. Im Herbst des Kriegsjahres 1944 kam der Unterrichtsbetrieb vö11ig zum Er1iegen. Ibbenbüren geriet a1lmäh1ich in den Sog der heranrückenden Westfront.

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5.3 - Der Wiederbeginn nach 1945

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Nach der Besetzung des Raumes Ibbenbüren durch Briten und Kanadier wurde das Berufsschulgebäude beschlagnahmt und von einer britischen Truppeneinheit belegt. Der größte Teil der Schulakten ging verloren. Die Wiederaufnahme des Unterrichts war vorerst nicht möglich. Im August 1945 erlaubte der Befehlshaber der Besatzungstruppen in der britischen Besatzungszone die Wiederaufnahme von fachbezogenem Berufsschulunterricht. Die einschränkenden Bedingungen hinsichtlich der Lehrbücher und der Entnazifizierung der Lehrer machten die Unterrichtsaufnahme von einer schriftlichen Erlaubnis der zuständigen Besatzungsbehörde abhängig. Mit Datum vom 4. 3. 1946 ging das im Original erhaltene Schreiben beim Schulrat in Tecklenburg ein:

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Subject
Mining School, Ibbenbüren
To Schulrat
From
907 Mi1 Gov Det

Permission has now been given to reopen the Bergmännische Berufsschule Ibbenbüren, using the syllabus and Textbooks as submitted bei you. You will render a certifikate to this H.Q., that the textbooks approved contain no objectionable material
gez. W.B.I. White Captain for Major Commanding 907 Mil Gov Det
 


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Am 6.3.1946 wurde bereits der erste Fachkundeunterricht in der Bergberufsschule erteilt. Für 140 Berufsschüler, die je 2 Unter-, Mittel- und Oberstufenklassen angehörten, wurde der Unterrichts- beginn auf den 1. 4. 1946 festgesetzt. Die Unterrichtszeit umfasste mit 9 Stunden die volle Schichtzeit von 6 - 14 Uhr. Als Lehrer standen in der Anfangsphase nur der Ausbildungsleiter Walter, Steiger Dirksmeyer und Inspektor Sagner zur Verfügung. Nachdem am 19. 5. 1946 der Elektro- und Maschineningenieur Völkening die Unterrichtserlaubnis erhielt, wurde ab 20.- 5. 1946 auch der Fachkundeunterricht für die Schlosser- und Elektroklassen wieder aufgenommen. Als Fachbücher standen jeweils 1 Exemplar "Stoffgebiet der Bergbaukunde, Stoffgebiet der Berufs- und Bürgerkunde, "Bergmännisches Rechnen, "Unfallverhütungsvorschriften" und "Die für den Bergmann im westdeutschen Steinkohlenbergbau wichtigsten gesetzlichen und bergpolizeilichen Bestinnungen" zur Verfügung. Die Schulaufsicht ging durch Neugliederung der Aufsichtsbezirke von Bezirksschuldirektor Haarmann, Witten, auf Bezirksschuldirektor Hilberg, Lünen über. Improvisationsgeschick und der tatkräftige Einsatz der Lehrer ließen die Bergberufsschule dank der Unterstützung durch die Zechen- Leitung rasch wieder aufblühen. In Jahre 1947 überstieg die Lehrlings- und Schülerzahl bereits den Stand der Jahre 1939 - 42. Diese Entwicklung hielt bis zum Jahre 1958 an. Sie führte jedoch neben einer weiteren Verstärkung der Berufsschularbeit und der betrieblichen Ausbildungstätigkeit zu einem verstärkten Engagement in der Erwachsenenfortbildung. In der ersten Hälfte der 50er Jahre absolvierten drei Ibbenbürener Gruben- bzw. Maschinen-Steiger 2-jährige Sonderlehrgänge zur Ausbildung von Berggewerbelehrern, die von der Westfälischen Berggewerkschaftskasse in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Berufspädagogischen Institut Berlin durchgeführt wurden. Die enge Verbindung der Berufsschullehrer zur Arbeitswelt und der Berufspraxis der Schüler waren durch Vorbildung der Lehrer und deren ständige Kontakte mit dem Grubenbetrieb gegeben. Diese enge Verbindung wird noch heute von den Berufsschullehrern an den Bergberufsschulen gepflegt. Sie trägt dazu bei, dass die vielfach zu beobachtende Tendenz der Entfernung der Berufsschul- Lehrer von der Arbeitswelt ihrer Schüler im Bereich der Bergberufsschule nicht stattfindet.

Die Verknüpfung von Bergberufsschule und praktischer Lehrlings- Ausbildung machte schon unter Ausbildungsleiter Walter von 1945 bis 1952 beachtliche Fortschritte. 1955 trat Berggewerbe-Oberlehrer Lindemann die Nachfolge für den in Ruhestand tretenden Ausbildungs- Leiter Walter an. Unter seiner Leitung wuchsen Bergberufsschule und betriebliche Ausbildung zu einer festgefügten Einheit zusammen. Die betriebliche Erwachsenenfortbildung wurde planmäßig ausgeweitet. In 6 - 12monatigen Gruben-, Maschinen- und Elektrohauer- Lehrgängen wurden betrieblich bewährte Fachkräfte fachtheoretisch und sicherheitstechnisch geschult. Neben ihrer Unterrichtstätigkeit in der Bergberufsschule engagierten sich die Berufsschullehrer auch bei der Durchführung der Hauer-Kurse, so dass die zusätzliche Aufgabe in enger Kooperation von betrieblicher Ausbildung und Bergberufsschule gelöst wurde. Mit der Wiedereröffnung der Bergvorschule am 3. 2.1955 erfuhr das Ausbildungsangebot eine weitere Bereicherung. Seit jener Zeit werden in jährlicher Folge im Betrieb bewährte junge Fachkräfte der Berg-, Maschinen- und Elektrotechnik in 2-semestrigen Lehrgängen auf den Besuch der Berg- und Hüttenschule Clausthal vorbereitet. Bergvorschule und Bergschule stehen im Dienste der gemeinsamen Heranbildung von technischen Nachwuchskräften.

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5.4 Die strukturellen Veränderungen der Bergberufsschule während der Kohlenkrise

Die Veränderungen auf den Energiemarkt führten auch ab 1959 bei den Ibbenbürener Zechen zu krisenhaften Zuspitzungen der Absatz- Situation. Dadurch kam es mehrfach zu einschneidenden Betriebs- Einschränkungen, die u.a. zu tiefgreifenden Veränderungen der Gesamten Nachwuchssituation führten. Die jährliche Anlegungszah1 sank von rd. 175 im Jahre 1959 auf 55 ab. In den darauffolgenden Jahren konnte diese auf 80 stabilisiert werden. Noch tiefgreifender entwickelte sich die Verschiebung im Verhä1tnis der Zahl der Berglehrlinge und Bergjungarbeiter zu der der handwerklichen Fachrichtungen. Während die 1. Gruppe früher 2 Drittel der Neuzugänge stellte, sank ihr Anlteil ab 1960 schlagartig auf ein Drittel ab. In der Bergberufsschule überwog die Zahl der Schüler in gen Handwerkerklassen. Die Sorge um die künftige berufliche Sicherung führte bei den Jugendlichen zur totalen Abwendung vom bergmännischen Ausbildungsberuf. Obwohl 1962 für sämtliche Klassen der Unterstufe der zweite Unterrichtstag (15 Wochenstunden) eingeführt und 1963164 ein neues, modernes Berufsschulgebäude errichtet wurde, kam die Ausbildung von bergmännischem Nachwuchs vö11ig zum Erliegen. Die Ereignisse des Jahres 1966 führten 1967 mit der Einschulung von insgesamt 35 Schü1ern zu einem weiteren Tiefpunkt. 30 Schüler gehörten den Schlosser- und Elektroberufen an, nur 2 waren Berglehrlinge, der Rest Bergjungarbeiter. Das Jahr 1968 machte eine weitere Anpassung von betrieblicher Ausbildung und Bergberufsschule erforderlich. Die Ausbildung der Schlosserberufe wurde ausgeweitet. Erstmalig wurden mit Beginn des Schuljahres 2 Schlosserklassen mit insgesamt 41 Schü1ern neu eingeschult. Im Herbst 1969 schied Ausbildungsleiter Lindemann infolge Pensionierung aus dem Dienst.

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spacer Ausbildungsleiter Krause (der Autor) übernahm die Leitung des Ausbildungswesens. Gewerbestudienrat Dirksmeyer wurde 1970 zum Schulleiter und Studiendirektor ernannt. Das mehrfach geänderte Schulverwaltungsgesetz des Landes NW nachte für die in privater Trägerschaft betriebene und als öffentlich anerkannte Bergberufsschule die Einsetzung eines hauptamtlichen Schulleiters erforderlich. Die organisatorische Einheit des Ausbildungswesens, die enge Verflechtung von betrieblicher Ausbildung und schulischer Erziehung und Bildung wurde gewahrt.
Neues Gebäude der Bergberufsschule (l964)
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Neues Gebäude der Bergberufsschule (l964)
 

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Die rasch fortschreitende Technisierung der Untertagebetriebe bewirkte eine weitere Änderung des Ausbildungsprogramms. Nach einem von der eigenen Ausbildungsabteilung erarbeiteten Stufenmodell wurde ab 1969 eine erste Gruppe von 29 Jugendlichen, die wegen eines früheren schulischen Versagens nicht das Ziel der Haupt- bzw. Sonderschule erreicht hatten, in die "Gestaffelte Ausbildung" aufgenommen. Der damit beschrittene Ausbildungsweg eröffnete den Jugendlichen eine gestufte Ausbildung in Bauschlosser- Bereich und schloss nach 1 bzw. 2 Jahren mit der Qualifikation zum Betriebs- und Maschinenwerker ab. Auszubildende, die die 3. Stufe erreichten, erhielten bei Eintritt in dieses Ausbildungsjahr einen anerkannten Ausbildungsvertrag als Bauschlosser und legten nach 3-jähriger Ausbildungsdauer die Facharbeiterprüfung vor der Industrie- und Handelskammer ab. Erstmalig erhielten damit Jugendliche ohne Hauptschulabschluss die berufliche Chancengleichheit Und Möglichkeit, zum Facharbeiter aufzusteigen. Die Ergebnisse waren Ermutigend. Im Durchschnitt von 5 Jahren erreichten jeweils NN % der Lehrgangsstärke

das Betriebswerker-Zeugnis
das Maschinenwerker-Zeugnis
den Facharbeiterbrief

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Die Bergberufsschule war im Rahmen der "Gestaffelten Ausbildung" besonders gefordert. Der Unterricht in der Unterstufe wurde flexibel in der Form von Förderlehrgängen durchgeführt, galt es doch, zunächst die unterschiedlich großen Kenntnis- und Wissenslücken der Schü1er zu schließen. Die Unterrichtsinhalte der Mittelstufe entsprachen weitgehend denen der Schlosser-Unterstufe. Die Klassen der Oberstufe wurden an 2, teils an 2 1/2 Tagen in der Woche beschult. Die Arbeit der Bergberufsschule wurde durch eine ganzheitliche mit Werksunterricht gekoppelte betriebliche Ausbildung nach besten Kräften unterstützt.

Im Rahmen eines vom Kultusminister NW genehmigten Schulversuchs wurde ab 1.8.1971 für sämtliche Klassen des Fachbereiches Elektro Blockunterricht eingeführt. Die anfangs auf 6 Unterrichtswochen konzipierten Blöcke wurden 1 Jahr später mit Zustimmung der oberen Schulaufsichtsbehörde auf eine Dauer von 4 Wochen zurückgeführt. Die positiven Auswirkungen auf das Leistungsverhalten der Schüler bedingten das Weiterführen des Blockunterrichtes. Die durch die Ölkrise des Jahres 1973/74 ausgelöste Veränderung der wirtschaftlichen Gesamtsituation machte im Jahre 1975 die Wiederaufnahme der Ausbildung von bergtechnischen Nachwuchs möglich, so dass im Jubiläumsjahr 1975 (50 Jahre Bergberufsschule) erstmalig wieder eine Berglehrlings-/Bergmechaniker-Klasse mit insgesamt 21 Schü1ern an der Bergberufsschule unterrichtet wird.

Die durch die Ölkrise des Jahres 1973/74 ausgelöste Veränderung der wirtschaftlichen Gesamtsituation machte im Jahre 1975 die Wiederaufnahme der Ausbildung von bergtechnischen Nachwuchs möglich, so dass im Jubiläumsjahr 1975 (50 Jahre Bergberufsschule) erstmalig wieder eine Berglehrlings-/Bergmechaniker-Klasse mit insgesamt 21 Schü1ern an der Bergberufsschule unterrichtet wird. Berücksichtigt man abschließend, dass Absatzkrisen und Betriebseinschränkungen immer wieder zu negativen Folgeerscheinungen im Ausbildungs- und Bergberufsschulbereich führten, dann ist es um so höher zu bewerten, dass das gesteckte Ziel nie aus den Augen verloren wurde. Die Ergebnisse der Ausbildungs-Abschlussprüfungen bei der Industrie- und Handelskammer zu Münster, die Messzahl für Erfolg oder Misserfolg schulischer und betrieblicher Arbeit, rechtfertigen in besonderem Maße die Eigenständigkeit der Bergberufsschule Ibbenbüren und ihre Weiterführung.

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spacer 6. Die Chance der heutigen Bergberufsschule

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Der Abriss der bisherigen Entwicklung verdeutlicht den besonderen Charakter der bergmännischen Ausbildung. Bergberufsschule und betriebliche Ausbildung ergänzen sich durch ihr räumliches Mit- und Nebeneinander und bewirken eine einheitliche Erziehungs- und Bildungsarbeit. Sie entsprechen den Anforderungen, wie sie dem dualen System vorgegeben sind. Die Diskussion über die Reform der Berufsausbildung schließt naturgemäß die Berufsschule a1s Lernort mit ein. Bei al1er Würdigung der unterschiedlichen Standpunkte zu der vielen Einzelfragen so1lte deutlich gemacht werden, dass Bewährtes nicht ohne Not einfach über Bord geworfen werden darf. Hier sei die Frage erlaubt: "Wo kann den Jugendlichen die notwendige Berufsausbildung optimal vermittelt werden?" Mit Recht kann der Bergbau hier feststellen, dass seine Berufsschulen zusammen mit den übrigen Einrichtungen der Berufsausbildung den bisherigen Anforderungen der staatlichen Bildungspolitik und den Notwendigkeiten von Wirtschaft und Technik flexibler und undogmatischer genügen konnten. Die Bergberufsschule wird auch in Zukunft die Möglichkeit zur Erprobung neuer Konzepte und Schul- versuche aufgreifen und andere an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Sie wird auch künftig erkannte Mängel abstellen, auftretende Lücken im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrages schließen und um eine Steigerung ihres Wirkungsgrades bemüht sein.

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Die Berufsschule - im Gegensatz zu anderen Schulformen - besitzt den Vorzug, dass sie am Leben selbst in Gestalt der Berufsarbeit ihrer Schüler in Selbstbescheidung Anteil nimmt. Solche Lebensschulen sind immer pädagogische Experimente zur menschlichen Reife hin (3)

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spacer Quellen
1. Rickelmann "Geschichte des Ibbenbürener Steinkohlenbergwerks", 1935
2. Franz-Josef Dirksmeyer, Mettingen "Vor- und Nachteile der werkseigenen Bergberufsschule", 1953
3. Westf. Berggewerkschaftskasse "50 Jahre Bergberufsschulen 1921 - 1971" Von Josef Wiegel
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spacer 50 Jahre Bergberufsschule Lehrer Wiemerslage und Steiger Meier, die ersten vom Bergamt
spacer IVZ vom 8.11.1975
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Lehrer Wiemerslage und Steiger Meier, die ersten vom Bergamt ernannten Lehrer In diesen Tagen konnte die Bergberufsschule der Preussag AG Kohle auf ihr 50jähriges Bestehen und auf 50jährige Tätigkeit im Dienste der Ausbildung bergmännischen Nachwuchses zurückblicken. Die Gründungsphase war von intensiven Verhandlungen gekennzeichnet. Dabei ging es der öffentlichen Hand aus überwiegen finanziellen Erwägungen um die Einbeziehung des bergmännischen Nachwuchses in eine allgemeine gewerbliche Fortbildungsschule. Die Bemühungen der damaligen Berginspektion Ibbenbüren zielten jedoch auf die Errichtung einer eigenständigen bergmännischen Berufsschule ab, da nur sie die Gewähr bot, die Besonderheiten bergmännischen Lebens und Schaffens in ihrem Unterricht gebührend zu berücksichtigen.
Diese Idee setzte sich durch. Anfang November 1925 wurde der erste Unterricht in der evangelischen Volksschule Schafberg erteilt. Als Unterrichtstage wurden der Dienstag und Freitag in der Zeit von 15.30 bis 19.30 Uhr festgelegt. In der Anfangsphase wurden die Schüler in zweiwöchigem Wechsel unterrichtet. Dazu wurden die Bergjungleute entsprechend ihrem Alter klassenweise in einer Unter- und Oberstufe zusammengefasst. Wegen des im Bergbau üblichen Verfahrens von Wechselschichten erhielt jeweils die zur Frühschicht anfahrenden Schüler an zwei Nachmittagen der Woche insgesamt 6 Stunden Unterricht. Die Mittagsschicht blieb unterrichtsfrei. Eine Vergütung der Unterrichtszeit für die Schüler erfolgte erst ab 1938. Mit der Durchführung des Unterrichts beauftragte das Preußische Oberbergamt Dortmund Lehrer Wiemerslage und Steiger Meier, die zu Berufs- und Fachschullehrern ernannt wurden. Gleichzeitig ordnete das Oberbergamt die neue Schule in Ibbenbüren dem Aufsichtsbezirk von Bezirksschuldirektor Haarmann, Westfälische Berggewerkschaftskasse, Bochum, zu.

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1936 erster Berggewerbelehrer Damit war sichergestellt, dass Aufbau und Unterricht in sämtlichen westfälischen Bergberufsschulen nach einheitlichen Richtlinien erfolgen konnten. Ab 1927 wurde die Unterrichtszeit um 4 Wochenstunden erhöht. Zu den bisherigen Unterrichtsfächern Berufs- und Bergbaukunde, Deutsch, Bürgerkunde, Rechnen, Raumlehre, Gesundheitslehre und Unfallverhütung trat Sport als neues Fach hinzu. Für diesen Zweck richtete das Werk den der Schafberger Schule gegenüberliegenden ehemaligen Zechenplatz der Grube "Johann-Heinrich" her. Zum 1.1.1934 schied Schulleiter Wiemerslage aus der Berufsschularbeit aus. In der Folgezeit kam es zu häufigen Lehrerwechseln, die auf die Arbeit der Schule nicht ohne Auswirkungen bleiben konnten. Die Leitung der Berginspektion Ibbenbüren ging ab 1936 daran, die bergmännische Berufsschule voll in den Betrieb zu integrieren. 1936 wurde der erste Berggewerbelehrer eingestellt, die ersten Unterrichtsräume auf dem Oeynhausenschacht wurden ausgebaut. Im April 1937 wurde die Ausbildung von Schlossern, Schmieden und Elektrikern und der Fachkundeunterricht für diese Berufe aufgenommen. Das Ausbildungsengagement wurde weiter verstärkt. 1938 traten 70 Schulabgänger neu in eine Ausbildung ein. Gleichzeitig erfolgte der Ausbau der bisherigen Zechenschmiede zur Lehrwerkstatt. Erstmals trat im gleichen Jahr ein Ausbildungsleiter seinen Dienst bei den Steinkohlebergwerken Ibbenbüren an. Ihm oblag die Koordinierung und Weiterentwicklung von betrieblicher Ausbildung und bergmännischer Berufsschule. Trotz mancherlei Einschränkungen setzte sich der Aufschwung während der ersten Kriegsjahre fort. Erst durch das Näherrücken der Front kam der Unterrichtsbetrieb im Herbst 1944 völlig zum Erliegen. Nach der Besetzung von März 1945 diente das Berufsschulgebäude einer britischen Einheit als Truppenunterkunft. Die Bestimmungen der Besatzungsbehörde machten eine Wiederaufnahme des Unterrichts ohnehin nicht möglich.

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Nachdem am 4.3.1946 die in Tecklenburg residierende Kommandantur die Erlaubnis für die Wiedereröffnung der Bergberufsschule ausgesprochen hatte, wurde der Unterricht am 6.3.1946 wieder aufgenommen. Die Unterrichtszeit umfasste mit 9 Stunden/Tag die volle Schichtzeit von 6 bis 14 Uhr. Als Fachbücher standen der Schule jeweils 1 Exemplar für die verschiedenen Stoffgebiete bzw. Unterrichtsfächer zur Verfügung. Dennoch ließen Improvisions-Geschick und tatkräftiger Einsatz der Lehrer die Bergberufsschule rasch wieder aufblühen. Im Jahr 1947 überstieg die Schüler- und Lehrlingszahl bereits den Stand der Jahre 1939 - 1942. Diese positive Entwicklung hielt, von geringfügigen Ausnahmen abgesehen, bis zum Jahr 1958 an. In diesem Zeitraum erfuhr die enge Verknüpfung von Bergberufsschule und betrieblicher Ausbildung in Lehrwerkstatt und Lehrrevier unter Tage zu einer festgefügten Einheit ihre endgültige Form. Bewährte Gruben-, Maschinen- und Elektro-Steiger wurden in zweijährigen Sonderlehrgängen zu Berggewerbelehrern herangebildet. Berufliche Vorbildung der Lehrer und ständige Kontakte mit Grube und Betrieb sorgten dafür, dass die Verbindung zur Arbeitswelt und Berufspraxis der Schüler ständig gegeben war.
Die Beachtung dieses Grundprinzips sorgt auch noch heute dafür, dass im Bereich der Bergberufsschule das duale System weiterhin angewendet wird und die vielfach zu beobachtende Tendenz der Entfernung des Berufsschullehrers von der Arbeitswelt seiner Schüler nicht stattfindet. Mit der Wiedereröffnung der Bergvorschule am 3.2.1955 und der Aufnahme der Erwachsenenbildung erfuhr das Ausbildungsangebot eine weitere Bereicherung. In beiden Bereichen engagierte sich die Bergberufsschule, so dass auch diese zusätzlichen Aufgaben in enger Kooperation von betrieblicher und schulischer Ausbildung gelöst wurden. Die strukturellen Veränderungen auf dem deutschen Energiemarkt führten auch ab 1959 in der Bergberufsschule zu einschneidenden Veränderungen. Während sich die Schülerzahl bisher zu zwei Drittel aus Knappen und Bergjungarbeitern zusammensetzte und die Schlosser- und Elektroberufe das restliche Drittel bildeten, kehrte sich dieses Verhältnis ab 1960 schlagartig um.
Die durch die Kohlenkrise hervorgerufene Sorge um die künftige berufliche Sicherung führte bei den Jugendlichen zur völligen Abwendung vom bergmännischen Ausbildungsberuf. Obwohl 1962 für sämtliche Klassen der zweite Unterrichtstag (15 Wochenstunden) eingeführt und 1963/64 ein neues, modernes Berufsschulgebäude errichtet wurde, kamen 1968 bergmännischer Fachunterricht und die Ausbildung bergmännischen Nachwuchses völlig zum Erliegen. Die rasch fortschreitende Technisierung der Betriebe bewirkte eine weitere Änderung des Ausbildungsprogramms. 1969 wurde die gestaffelte Ausbildung aufgenommen. Damit erhielten erstmals Jugendliche, die das Ziel der Haupt- und Sonderschule nicht erreicht hatten, im Rahmen einer dreistufigen Sonderausbildung die Möglichkeit zum Facharbeiter aufzusteigen.

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1971 auf Blockunterricht umgestellt

Die Bergberufsschule war in der gestaffelten Ausbildung besonders gefordert, da hier das Ziel nur durch vorheriges Ausfüllen erheblicher und unterschiedlicher Wissens- und Kenntnislücken zu erreichen war. Bis zu 44,1 Prozent der Lehrgangsteilnehmer erwarben den Facharbeiterbrief, weitere 35 Prozent die Qualifikation der zweiten Stufe (Maschinenwerker-Zeugnis). Damit lag das Ergebnis über den Erwartungen. Ab 1.8.1971 wurde der Unterricht für alle Klassen des Fachbereichs Elektro auf Blockunterricht umgestellt. Auch hier wurden positive Ergebnisse erreicht. Die Veränderungen der wirtschaftlichen Gesamtsituation machte es möglich, im Jahre 1975 wieder die dringend erforderliche Ausbildung von bergtechnischem Nachwuchs aufzunehmen, so dass im Jubiläumsjahr 1975 erstmals wieder eine Bergmechaniker-Klasse mit 21 Schülern unterrichtet wird. Berücksichtigt man zusammenfassend, dass wirtschaftliche Ereignisse im Bergbau immer wieder Folgeerscheinungen für die in ihm integrierte Bergberufsschule hervorgerufen haben, dann ist es umso höher zu werten, dass das gesteckte Ziel nie aus dem Auge verloren wurde. Die Ergebnisse der Ausbildungs-Abschlussprüfungen über Jahrzehnte, die Messzahlen für Erfolg oder Misserfolg schulischer und betriebliche Arbeit, rechtfertigen im besonderem Maße die Eigenständigkeit der Bergberufsschule Ibbenbüren und ihre Weiterführung.

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Besuch beim Ausbildungszentrum der RAG, Zechenstr. 8a
spacer IVZ 12.6.2015

Es wird gedreht, gefeilt, gelötet, geschweißt, gemessen und verdrahtet. Im Ausbildungszentrum der RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH werden derzeit noch 174 Jugendliche und junge Erwachsene auf ihre Gesellenprüfung als Industriemechaniker oder Elektroniker für Betriebstechnik vorbereitet. Im Rahmen eines Besuchs vor Ort informierte sich Bürgermeisterkandidat Dr. Marc Schrameyer über das Ausbildungszentrum wie auch den aktuellen Stand der Ausbildung.
Ralf Brinkmann (Hofmeierskamp 11, Stellvertretender Ausbildungsleiter, Leiter ist Michael Brügge) führte den Bürgermeisterkandidaten durch die Ausbildungswerkstatt und erläuterte dabei die einzelnen Werkstücke der Auszubildenden. "Wir hoffen immer noch, dass das Ausbildungszentrum nicht ganz stirbt", kommentierte Brinkmann die aktuelle Situation der Ausbildung. Zum 01.08. werden erstmals keine neuen Auszubildenden mehr eingestellt. Der Ausbildungsbetrieb läuft mit dem Ende des Bergbaus Ibbenbüren, so zumindest die aktuelle Planung, aus. "Es ist eigentlich viel zu schade, dieses hervorragende Ausbildungszentrum aufzugeben", stellte Herr Dr. Marc Schrameyer fest. Gerade auch im Hinblick auf die vor Ort geleistete überbetriebliche Ausbildung sowie den Wert für die gesamte Region sollte, so Schrameyer, nochmals intensivst geprüft werden, ob es nicht doch etwa für diejenigen Betriebe, die bereits überbetrieblich dort ausbilden sowie auch für andere Betriebe interessant sein könnte, die Auszubildenden in bestimmten Bereichen überbetrieblich dort auch weiterhin ausbilden zu lassen. Nach Abschluss des Besuches wünschte Schrameyer den Auszubildenden, die in den nächsten Tagen ihre Abschlussprüfung haben, alles Gute und versprach, die Daumen zu drücken.

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Bild oben, Ibbenbüren - Oberer Markt um 1930 - Sammlung Suer (Merseburger)


© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren e. V.
Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren
Stadtmuseum Ibbenbüren
Aktualisiert/Update 01.08.2018
www.stadtmuseum-ibbenbueren.de
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