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Zeichnung von August Dorfmüller - Ibbenbüren 1844
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Stadtgeschichte > Aufsätze zur Geschichte Ibbenbürens > Der russischen Friedhof in Ibbenbüren


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Stadtmuseum Ibbenbüren


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spacer Die Geschichte des russischen Friedhofs in Ibbenbüren
Medizinische Versorgung von Kriegsgefangenen im Lazarett "Waldfrieden"
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Beim Stadtmuseum Ibbenbüren ist eine Publikation in Arbeit mit dem Titel " Ibbenbüren, eine Stadt erinnert sich". Es handelt sich hauptsächlich um eine Sammlung von Dokumenten und Tonbandprotokollen über die Zeit von 1933 bis 45. Frau Laumanns berichtete 2003 in einem Gespräch von der Tätigkeit ihres verstorbenen Mannes, Dr. Max Laumanns, er war im Kloster Waldfrieden Leiter des Lazaretts für Hautkranke.

Sie erinnert sich, daß er nach der Errichtung des Ehrenmals auf dem sogenannten Russenfriedhof, einem Bereich auf dem Zentralfriedhof, sehr erbost war über den Text auf der Tafel des Obelisken, weil die Deutschen angeblich alle Russen schlecht behandelt hätten.


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Dazu muß gesagt werden, daß im nördlichen Teil des Zentralfriedhofs an der Nordstraße 1946 ein Bereich für 46 tote Kriegsgefangene errichtet wurde. Die Zahl dieser Gefallenen ergibt sich aus einer Liste im Stadtarchiv Ibbenbüren, sie weicht ab von der Texttafel auf dem Denkmal; in der Gräberliste findet sich unter Bemerkungen vier Mal die Eintragung " Kind ". Dieser Obelisk, mit Sowjetstern auf der Spitze und mit einer Texttafel mit kyrillischer Inschrift, prägt diesen kleinen Friedhof in der Nähe des jüdischen Friedhofs.


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Der Text auf dieser Tafel wurde bisher nicht vollständig übersetzt. Er lautet:
"Hier ruhen die Gebeine von 45 sowjetischen Staatsangehörigen. Sie wurden in faschistischer Gefangenschaft zugrunde gerichtet" Wichtig ist das Wort rechts in der dritten Zeile der Texttafel.

Ein Übersetzungsbüro aus Hörstel gab dessen Bedeutung mit "zugrunde gerichtet" an, während in einem Presseartikel in der IVZ vom 13.05.1985 die Bedeutung "zu Tode gequält" angenommen wurde. Auf jeden Fall wird hier im Grunde ausgesagt, dass die russischen Gefangenen nicht menschlich behandelt wurden.

Russischer Friedhof in Ibbenbüren
   
"Russischer Friedhof" in Ibbenbüren

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Für Dr. Laumanns war es eine Selbstverständlichkeit, dass russische Gefangene im Lazarett Waldfrieden Aufnahme fanden und medizinisch versorgt wurden, sogar nachts erfolgten Operationen. Daher war diese Inschrift für ihn eine große Ungerechtigkeit. Wie kam es zur Errichtung eines Friedhofs für die russischen Kriegstoten ? Willy Deckers, der frühere Leiter des Garten- und Friedhofsamts in Ibbenbüren, sagte damals dazu, dass etwa Mitte 1946 ein russischer Major zur Amtsverwaltung kam.

Er befahl, diesen Friedhof anzulegen und hatte genaue Vorstellungen vom Aussehen der Anlage und der Gestaltung des Obeliksen mit Sowjetstern und einer Abgrenzung mit Pfeilern und schweren Eisenketten. Zunächst wurden schlichte Holzkreuze auf den Grabstellen errichtet. 1949 wurde der Obelisk aufgestellt und die Holzkreuze wurden durch Sandsteine, sogenannte "Kissensteine" ersetzt, die mit Namen versehen wurden. Bei den verstorbenen Kriegsgefangenen handelt es sich um Russen, Polen und Tschechen, die in Ibbenbüren Zwangsarbeit leisteten.


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Zunächst waren sie an verschiedenen Stellen in der Stadt beigesetzt worden, so im Heldermannpark, auf dem alten Friedhof an der Schulstraße und an einigen Stellen auf dem Zentralfriedhof und im Garten des Alten Pfarrhauses an der Kanalstraße. 1947 wurden sie umgebettet und auf dem sogenannten "Russenfriedhof" beigesetzt.

Im November 2000 erfolgte die Eintragung des russischen Friefhofs als Baudenkmal in die Denkmal-Liste der Stadt Ibbenbüren, nachdem der Landschaftsverband sie befürwortet hatte. Dessen Begründung lautete: "Dieser Teil des Friedhofs ist bedeutend aus geschichtlichen Gründen - als Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkriegs, insbesondere an die Zwangsarbeiter aus der ehemaligen Sowjetunion. Für die Erhaltung liegen stilgeschichtliche Gründe vor - der Friedhof ist in seiner Ausgestaltung einer der typischen Nachkriegsfriedhöfe von Kriegsopfern."


spacer Werner Suer - 17.12.2006






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Ein rätselhafter Grabstein auf dem russischen Teil des Zentralfriedhofs


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Außerhalb des eigentlichen Gräberfeldes des russischen Friedhofs mit dem großen zentralen Obelisk befindet sich ein auffällig großer, liegender Grabstein. Das Grab liegt westlich vom Judenfriedhof. Der damalige Leiter des Garten- und Friedhofsamt, Willi Deckers, ließ 1945 schlichte Holzkreuze für jedes Grab aufstellen, die 1949 durch die heutigen Kissengrabsteine ersetzt wurden. Nur die Grablege Nr. 28 wurde aus dem Gräberfeld genommen und an den östlichen Rand umgebettet. Damals erhielt das Grab den großen Grabstein. Eine polnisch sprechende Ibbenbürener Bürgerin konnte Näheres zum Text auf dem Stein angeben. Der Text lautet übersetzt:

"Bestattet wurde hier Romualda Orlewicz, verh. Podniesinska. Sie ist geboren am 7.2.1920 und verstorben am 10.7.1945,

Ein rätselhafter Grabstein auf dem russischen Teil des Zentralfriedhofs

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also zwei Monate nach Kriegsende. Romualda war Feldwebel in der polnischen Armee", wahrscheinlich im Sanitätsdienst des Elisabeth-Krankenhauses, das damals ein Lazarett war.
Am Fuß der Grabtafel steht eine Bronze-Grableuchte. Es ist nicht bekannt, ob es noch Angehörige gibt, die das Grab besuchen. Das Rätsel um Romualda Orlewicz konnte auch durch eine Anfrage beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nicht gelöst werden.


spacer Werner Suer - 26.08.2014





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Links zum Thema ::

   
• Grabfeld der Kriegsgefangenen neu hergerichtet - IVZ aktuell vom 21.08.2014
http://www.ivz-aktuell.de/lokales/ibbenbueren_artikel,-Grabfeld-der-Kriegsgefangenen-neu-hergerichtet
• Grabfeld wird saniert - IVZ aktuell vom 05.08.2014
http://www.ivz-aktuell.de/lokales/ibbenbueren_artikel,-Grabfeld-wird-saniert-_arid,369073.html
• Ein sowjetischer Major befahl 1946 den Russenfriedhof - IVZ vom 13.05.1985
http://archiv.ivz-aktuell.de/index4.php?id=22355&pageno=11
spacer • Denkmalschutz/Denkmalpflege in Ibbenbüren
http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/baudenkmaeler.htm
spacer • Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
http://www.volksbund.de/home.html
spacer • Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. - Listenansicht der Kriegsgräberstätten
http://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaette/ibbenbueren-zentralfriedhof.html
spacer • Wikipedia - Zentralfriedhof Ibbenbüren
http://de.wikipedia.org/wiki/Zentralfriedhof_Ibbenb%C3%BCren
spacer • Stadt Ibbenbüren - Zentralfriedhof, Nordstraße
http://www.ibbenbueren.de/staticsite/staticsite.php?menuid=1597&topmenu=48





spacer Bücher zum Thema ::

spacer Es war einmal - Das Kloster Waldfrieden Zeitreise, Bilder, Berichte

Autor, Heinrich Johannes (Hans) Nostheide
Ibbenbüren 2011 - Selbstverlag
Druck, SF-Druck Sauerwein
112 Seiten, Softcover
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
Es war einmal - Das Kloster Waldfrieden Zeitreise, Bilder, Berichte

spacer 850 Jahre Ibbenbüren: Porträt einer Stadt in Text und Bild

Bröker, Josef
Historischer Verein Ibbenbüren, Josef Bröker
Ibbenbürener Vereinsdr.1997 2., überarb. und erw. Aufl., 1997
616 S. : zahlr. Ill., Kt. ; 28 cm
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
850 Jahre Ibbenbüren: Porträt einer Stadt in Text und Bild

spacer Ibbenbüren. Einst und jetzt

Von Anton Rosen
Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1952
Umfang: 535 S. : Ill., Kt.
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
 	Ibbenbüren. Einst und jetzt


spacer Weitere Bücher zum Thema in unserem "Online Literaturarchiv" >>>





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Aktualisiert/Update 16.05.2018
www.stadtmuseum-ibbenbueren.de
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